Fridericianum

Fridericianum, Foto: Mathias Völzke

Die Ausstellung im Fridericianum zeigt erstmals in Deutschland die Sammlung des Athener Nationalen Museums für Zeitgenössische Kunst (EMST), und dies in einer doppelten Verlagerung, die den Sitz des Museums, das Fix-Gebäude, zu einer der zentralen Spielstätten der documenta 14 in Athen macht und das Fridericianum, das traditionelle Herzstück der documenta, zum temporären Sitz der Athener Museumssammlung. Mit dieser Zusammenarbeit stärken die documenta 14 und das EMST ihr gegenseitiges öffentliches Engagement, das im Arbeitstitel der documenta 14, Von Athen lernen, und der neuen jährlichen Reihe „EMST in the World“ zum Ausdruck kommt.

Das EMST begann 2000 mit dem Aufbau seiner Sammlung. Heute umfassen seine Bestände rund 1.100 Werke griechischer und internationaler Künstler_innen von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Die Ausstellung im Fridericianum ist eine angepasste Version der von Katerina Koskina unternommenen museologischen Untersuchung der Sammlung des EMST, die 2017 in Athen inauguriert wird. Sie entstand unter der kuratorischen Assistenz von Tina Pandi und Stamatis Schizakis mit einem architektonischen Design von Iro Nikolakea und der Unterstützung der Mitarbeiter des EMST. Die nach Kassel wandernden Arbeiten bilden einen Kommentar zur komplexen Realität des heutigen Griechenlands und verweisen zugleich auf die parallelen internationalen Reisen wegweisender griechischer Künstler_innen. Ihr Arrangement stellt die Sammlung des EMST der Geschichte des Fridericianum gegenüber, Geburtsort der documenta und erstes öffentliches Museum in Kontinentaleuropa. Durch dieses Gemeinschaftsprojekt teilen die documenta 14 und das EMST in Athen und Kassel Geschichten; sie stellen die vorherrschenden Geschichten infrage, nehmen das politische Gedächtnis und seine Grenzüberschreitungen, Diasporas und Austauschbeziehungen (Rückführungen von Leihgaben oder αντιδάνεια) in Dienst und bekennen sich dazu, wichtige Kulturikonen und Kunstwerke zu bewahren und neu zu interpretieren.

In der Rotunde des Fridericianum wird das Parlament der Körper, das Öffentliche Programm der documenta 14, tagen und die kurze Geschichte des Ortes als Parlamentssaal im frühen 19. Jahrhundert in verschiedene Richtungen weiterdenken. Diese wichtige Verbindung steht im Einklang mit der komplexen Art und Weise, wie verschiedene Künstler_innen in der Sammlung des EMST sich mit der schwierigen Wahrung von Demokratie während des Nachkriegswandels der griechischen und europäischen Gesellschaft – etwa in den Jahren der Militärdiktatur in Griechenland – auseinandersetzen.

Zusätzlich kündigt Ben Russells Klangarbeit im Untergeschoss des Fridericianums (zugänglich über einen Eingang am Friedrichsplatz) die Schichten der Bergarbeiter in Surinam und Serbien an, die er in seiner Videoinstallation porträtiert – eine weitere zeitliche und räumliche Verlagerung.

Gepostet in Öffentliche Ausstellung
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