Ben Russell

Ben Russell, Good Luck (2017), Super-16-mm-Film überspielt auf digitales Video, Farbe und schwarz-weiß, Ton, 150 Min., Produktionsstill, Kiiki Negi, Surinam, Juni 2016, Foto: Hélène Degrandcourt (oben); Produktionsstill, Bor, Serbien, März 2016, Foto: Chris Fawcett (unten)

Ben Russell, Black and White Trypps Number Three, 2007, digitales Video übertragen von 35-mm-Film, Athener Konservatorium (Odeion), Athen, documenta 14, Foto: Mathias Völzke

Ben Russell, Good Luck, 2017, Vierkanal-Digitalvideoinstallation, Installationsansicht, Fridericianum, Kassel, documenta 14, Foto: Mathias Völzke

Ben Russell – Filmemacher, Künstler, Kurator – hinterfragt die Konventionen dokumentarischer Repräsentation von innen und lädt die Betrachter_innen zu intensiven, hypnotischen und bisweilen auch halluzinativen Erfahrungen ein. Ausgangsbasis seiner kuratorischen Arbeit sind seine Filme, die sich zwischen experimentellem Kino und spekulativer Ethnografie bewegen – der Künstler selbst spricht von „psychedelischer Ethnografie“.

Einen Film von Russell anzusehen bedeutet, sich auf eine ritualisierte Reise ohne durchgehendes Narrativ zu begeben, eine Reise, die die intuitive, subjektive Anmutung psychedelischer Erfahrungen mit ethnografischen Visualisierungs- und Objektifizierungsprotokollen kurzschließt. Der Hervorhebung von Ähnlichkeiten und Differenzen dieser beiden Zustände verdankt Russells filmisches Werk seine besondere Wirkung. Dies gelingt ihm durch die Ausschöpfung des Potenzials, das das Medium Film an sich bietet, und dessen Eigenschaft, den Betrachter tief in eine Materie eintauchen zu lassen und sich auf mimetische Weise damit zu identifizieren. Doch auch die Motive und Themen seiner Filme tragen dazu bei, die nicht selten die Grenzen veränderter Bewusstseinszustände überschreiten und sich profanen rituellen Praktiken und Trancezuständen hingeben. „Transformative Erfahrungen“, so Russell, „gehen Hand in Hand mit einem kritischen Gespür für die Möglichkeiten des Films und ihren historisch kodierten Begrenzungen.“

Russell, 1976 in Massachusetts geboren, lebt heute in Los Angeles. Bekannt wurde der Künstler durch seine „Trypps“-Serie (2005–2010), in der er anfänglich die physische Erfahrung von Noise-Musik thematisierte, sein Repertoire jedoch rasch auf „die unterschiedlichen Pole von Action-Painting, Avantgarde-Kino, Porträt, Stand-up-Comedy, globalem Kapitalismus und Trancetanz à la Jean Rouch“ erweiterte. Mehrere Lang- und Kurzfilme, Installationen und Live-Performances sollten folgen. Als Gründer unter anderem von der Filmscreening-Reihe Magic Lantern hat Russell zudem eine Reihe von mehr als hundert Themenfilmen und Videoprogrammen konzipiert und organisiert. Im Rahmen der documenta 14 präsentiert er ein neues Filmprojekt, das sich den sozialen Implikationen und globalen Dimensionen der Gewinnung von Bodenschätzen und der damit verbundenen Politik widmet. Die Filmstudie vergleicht die Situation von Arbeitern in einer kleinen, illegalen Goldmine in Surinam mit den Arbeitern einer staatlichen Kupfermine in Serbien. Darüber hinaus hat Russell unter dem Titel HALLUCINATION(S) auch ein viertägiges Film- und Performancefestival in Athen organisiert und unabhängige Filmemacher_innen, Musiker_innen, bildende Künstler_innen und Filmforscher_innen eingeladen, gemeinsam das halluzinatorische Potenzial des Kinos zu erkunden.

— Hila Peleg

Gepostet in Öffentliche Ausstellung
Auszug aus dem documenta 14: Daybook
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