Pope.L

Pope.L, Forest (2012), Grafit, Kugelschreiber und Schweiß auf Kopierpapier, 10,2 × 10,2 cm, courtesy Pope.L; Mitchell-Innes und Nash, New York; Susanne Vielmetter, Los Angeles

Pope.L, Whispering Campaign, 2016–17, verschiedene Orte, Installationsansicht, Cantina Social, Athen, documenta 14, Foto: Freddie F.

Pope.L, Whispering Campaign, 2016–2017, Nation, Volk, Stimmung, Sprache, Zeit
, Installationsansicht, Friedrichsplatz, Kassel, documenta 14, Foto: Nils Klinger

2016 war von wilden Spekulationen und ätzenden Beleidigungen gekennzeichnet, von Halbwahrheiten und postfaktischen Diskursen (englisch post-truth, von den Oxford Dictionaries zum Wort des Jahres gewählt). Doch noch vor dem Referendum im Vereinigten Königreich und der Dämonisierung von Arbeitsmigrant_innen, noch vor den US-Wahlen und den folgenden parteiübergreifenden Vorwürfen einer russischen Intervention plante Pope.L bereits eine Flüsterkampagne.

So geheim das Ganze ist, dem Künstler geht es um eine ganz bestimmte Stimmung. Seine Kampagne versteht sich als Abstraktion, als Atmosphäre. Im Jahr 2017 wird sie sich in den realen Raum und in die urbane Infrastruktur von Athen und Kassel ausbreiten und diese einnehmen. In beiden Städten gibt es Persönlichkeiten, über die es sich zu schreiben lohnt, und Pope.L (1955 in New Jersey geboren) hat mithilfe von Einheimischen und Muttersprachler_innen Informationen über sie eingeholt und diese flüsterfähig verschlüsselt. Sie bilden in ihrer Gesamtheit so etwas wie eine „Geschichte des weniger Wichtigen“ beider documenta Städte. Eine andere Möglichkeit, sich auf die Kampagne einzulassen, besteht darin, Muster herauszuhören – Musik in den Ohren des Spions.

Hier konzentriert sich Pope.Ls Umgang mit Worten auf die Sphäre des Hörens. Anderswo, in seinem bis dato längsten Projekt – länger noch als seine Whispering Campaign für die documenta, mit Wiederholungen in zwei Städten und zwei Zeitzonen, an insgesamt 163 Tagen für jeweils 24 Stunden –, wird eine Erzählung aufgezeichnet mit Filz- oder Kugelschreibern, fast immer auf Blättern im Briefformat. Wir lesen: blue people are the future; green people are hope without reason; red people are the tip for which the iceberg has been waiting; purple people are the end of orange people; black people are the window and the breaking of the window; gold people shit in their valet; red people are from mars, green people are from new jersey; brown people are the green ray; yellow people are runny; blue people are (if god created them and god created everything even non-everything so) blue people are the tears of god when it is sleeping; brown people are illegal immigrants; white people are a desalination plant in puerto rico; purple people are the pile of bodies on the television; xxixx xxxxxx xxx xxxx xrxxn xxxxxxx: 1, 7, 186, 4, 101. Der Künstler nennt sie „Skin Set Drawings“. Sets und Systeme sind es, was die Welt braucht.

— Monika Szewczyk

Gepostet in Öffentliche Ausstellung
Auszug aus dem documenta 14: Daybook
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