Seminars ist eine Werkreihe von Jannis Psychopedis, die in den Jahren 1979 und 1980 entstanden ist und sich mit Tendenzen des kritischen Realismus auseinandersetzt, der in den 1970er Jahren in Griechenland als Gegenparadigma zum Dogma des „Griechentums“ (hellenekotita) in der Kunst entwickelt worden war. Die Reihe wurde als Werkkomplex geschaffen, der sich von der Serie The Undelivered Letter abheben sollte, die vom Künstler 1977 in Gestalt eines visuellen Tagebuchs während seines Aufenthalts in Berlin begonnen wurde. Dabei bezog er sich auf ein persönliches, inneres Archiv disparater Bilder und Erfahrung. Durch das Kopieren von Auszügen aus Das Kapital von Karl Marx nahm der Künstler eine kritische Gegenüberstellung einander widerstreitender Aspekte vor, die eine fragmentierte Bildwirklichkeit skizzieren. Wenn die Serie The Undelivered Letter für Psychopedis eine „nicht-funktionale“ Korrespondenz darstellt, dann konstituiert Seminars ein „nicht-funktionales“ Geschichtslehrstück über kollektive Imagination, Illusionen, Widersprüche, Konflikte und gewaltsam unterbrochenen gesellschaftspolitischen Wandel.