Vorträge, Gespräche, Lesungen und Musik zur Vorstellung des documenta 14 Magazins South as a State of Mind in Kassel und Berlin
5. Dezember 2015, 19:00
Mit Andreas Angelidakis, Marina Fokidis, Ayse Güleç, Quinn Latimer, Adam Szymczyk und Margarita Tsomou
Kulturzentrum Schlachthof
Mombachstraße 10–12
34127 Kassel
und
6. Dezember 2015, 19:00
Mit Akinbode Akinbiyi, Marina Fokidis, Peter Friedl, Bouchra Khalili, Quinn Latimer, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Adam Szymczyk und Françoise Vergès
Musik von Ahmet Ögüt, Ali M. Demirel, Barbara Klein; Ange da Costa; Browden, Sholar, Sammons Group (Marlon Browden, Charles Sammons, Kelvin Sholar) und DJ Judex
SAVVY Contemporary im Silent Green
Gerichtstraße 35
13347 Berlin-Wedding
Bitte seien Sie rechtzeitig vor Ort, die Anzahl der Sitzplätze ist begrenzt.
Eigentum und Enteignung, Vertreibung und Schulden – die Geschichten, die unsere Gegenwart bestimmen, scheinen untrennbar mit den Geschichten verbunden zu sein, die unsere Vergangenheit bestimmt haben. Die erste der vier Sonderausgaben von South as a State of Mind, temporär umgestaltet zum Magazin der documenta 14, untersucht Formen und Figuren von Vertreibung und Enteignung sowie die darin aufzuspürenden Praktiken des – ästhetischen, politischen, literarischen, biologischen – Widerstands. In literarischen und visuellen Essays sowie in Form von Gedichten, Reden, Tagebucheinträgen, Gesprächen und künstlerischen Projekten thematisiert das Heft die Enteignung als historischen wie zeitgenössischen Zustand und betrachtet deren Beziehungen zu Archäologie und Stadt, Kolonialität und Performativität, Schulden und Imperialismus, Provenienz und Restitution, Feminismus und Protest.
Zur Vorstellung der ersten von der d14 herausgegebenen Ausgabe von South findet eine Reihe öffentlicher Veranstaltungen – in Athen, Kassel, Berlin, Dhaka und Kalkutta – statt, in denen die disparaten Stimmen des Magazins ebenso wie externe Positionen in Städten weltweit miteinander ins Gespräch gebracht werden. Die Auftaktveranstaltungen in Deutschland finden in diesem Monat an zwei aufeinanderfolgenden Abenden statt, am 5. Dezember in Kassel und am 6. Dezember in Berlin.
Für den Kassler Auftakt im Kulturzentrum Schlachthof werden neben dem Künstlerischen Leiter der documenta 14 Adam Szymczyk, der Chefredakteurin der Publikationen Quinn Latimer und der Leiterin des Künstlerischen Büros Athen, Marina Fokidis, der Künstler und Architekt Andreas Angelidakis, die Autorin und Performerin Margarita Tsomou und die Sozialpädagogin und Erzieherin Ayse Güleç zu einem Abend mit Vorträgen und Gesprächen zusammenkommen.
Den Berliner Auftakt im SAVVY Contemporary werden neben den South-Autoren Peter Friedl und Françoise Vergès die Künstler Bouchra Khalili und Akinbode Akinbiyi sowie Adam Szymczyk, Quinn Latimer, Marina Fokidis und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung von der documenta 14 als Abend mit Vorträgen, Gesprächen, Lesungen und Musik bestreiten. Zusätzlich zu musikalischen Interventionen von Ahmet Ögüt, Ali M. Demirel, Barbara Klein; Ange da Costa und der Browden, Sholar, Sammons Group (Marlon Browden, Charles Sammons, Kelvin Sholar) wird es eine Afterparty mit DJ Judex geben.
Die Zeitschrift South as a State of Mind wurde 2012 von Marina Fokidis in Athen gegründet. Ab 2015 wird sie temporär zum Magazin der documenta 14 und erscheint bis zur Eröffnung der Ausstellung in Athen und Kassel 2017 halbjährlich in vier Sonderausgaben, die von Quinn Latimer, Chefredakteurin der Publikationen, und Adam Szymczyk, Künstlerischer Leiter der documenta 14, herausgegeben werden. South der documenta 14 versteht sich als ein Ort der Recherche, der Kritik, der Kunst und der Literatur, der parallel zur Vorbereitung der Ausstellung entsteht und dabei helfen soll, deren Anliegen und Ziele zu definieren und zu formulieren. Als solches ist das Magazin eine Manifestation der documenta 14 statt bloß ein diskursiver Apparat, mithilfe dessen lediglich die in der endgültigen Ausstellung behandelten Themen angekündigt würden. Das Schreiben und das Publizieren sind, in all ihren Formen, ein integraler Bestandteil der documenta 14, und das Magazin ist ein Vorbote dieses Prozesses.
Biografien
Akinbode Akinbiyi wurde 1946 in Oxford, England, geboren und lebt und arbeitet in Berlin. 1987 erhielt er ein STERN-Reportage-Stipendium. Er ist Gründer des UMZANSI Cultural Center in Durban, Südafrika, und kuratierte den deutschen Beitrag für die Bamako Rencontres de la Photographie in Mali 2003. Zudem war er Mitglied der Jury für den World Press Photo Award.
Andreas Angelidakis lebt und arbeitet in Athen. Nach seinem Architekturstudium war er als Künstler, Kurator, Architekt und Dozent tätig. Er produziert Modelle, Filme, Ruinen, Installationen und alternative Geschichtserzählungen, die sich häufig mit dem Internet, dem Begehren und der Stadt beschäftigen. Zu seinen neueren Ausstellungen zählen Crash Pad. A preliminary statement for the 8th Berlin Biennial (2014); Every End is A Beginning, Nationales Museum für Zeitgenössische Kunst, Athen (2014); und Alexandro Jodorowsky, CAPC Bordeaux (2015).
Marina Fokidis ist Gründerin und Künstlerische Leiterin der Kunsthalle Athena in Athen sowie Gründungsdirektorin von South as a State of Mind. Sie war Kuratorin der 3. Thessaloniki Biennale for Contemporary Art (2011) und des Griechischen Pavillons auf der 51. Venedig Biennale (2003). Für die documenta 14 leitet sie das Künstlerische Büro in Athen.
Peter Friedl ist Künstler. Seit den 1980er Jahren hat er zahlreiche Essays und Buchprojekte veröffentlicht, unter anderem Four of Five Roses (2004), Working at Copan/Trabalhando no Copan (2007), Playgrounds (2008) und Die heimliche Moderne: Ausgewählte Texte und Interviews 1981–2009 (2009). Er war Teilnehmer der documenta X (1997) und der documenta 12 (2007). 2006 organisierte das Museu d’Art Contemporani de Barcelona (MACBA) eine umfassende Retrospektive seiner Arbeit.
Ayse Güleç wuchs im Ruhrgebiet auf und studierte Sozialpädagogik/Sozialarbeit an der Universität Kassel (bis 1990). In ihrer freiberuflichen Tätigkeit und der (inter)kulturellen Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen widmete sie sich insbesondere der stadtteilbezogenen Bildung mit und für Frauen. Seit 1998 ist sie im soziokulturellen Kulturzentrum Schlachthof mit der Entwicklung, Leitung und Durchführung von (inter)kulturellen Aktivitäten und Bildungsangeboten in den Bereichen Interkultur und Gesellschaft – Migration, Diversität und lokale, regionale und europäische Vernetzungsarbeit beschäftigt. Sie war Sprecherin des Beirats der documenta 12 und verantwortlich für die Entwicklung und Verknüpfung der documenta 12 mit Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen in Kassel.
Bouchra Khalili wurde in Casablanca geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Filmarbeiten befassen sich mit Vergänglichkeit, Sprache, Identität und Transnationalität. Zu ihren jüngsten Ausstellungen zählen Foreign Office, Einzelausstellung im Palais de Tokyo, Paris (2015); 8. Göteborg Biennale (2015); Here and Elsewhere, New Museum, New York (2014); Living Labour, Einzelausstellung im PAMM, Miami (2013-2014) und The Encyclopedic Palace,
55. Venedig-Biennale (2013).
Quinn Latimer wurde in Kalifornien geboren und lebt in Basel und Athen. Sie ist Dichterin und Kritikerin. Zu ihren Publikationen zählen Rumored Animals (Dream Horse Press, 2012), das mit dem American Poetry Journal Book Prize ausgezeichnet wurde; Sarah Lucas: Describe This Distance (Mousse Publishing, 2013); und Film as a Form of Writing: Quinn Latimer Talks to Akram Zaatari (Weils, 2014). Sie ist Chefredakteurin der Publikationen der documenta 14.
Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, PhD, wurde in Yaoundé, Kamerun, geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Er ist Biotechnologe, Kurator und Gründer des SAVVY Contemporary, Berlin, sowie Herausgeber der Zeitschrift SAVVY|art.contemporary.african. Er ist Curator at Large für die documenta 14.
Adam Szymczyk ist Künstlerischer Leiter der documenta 14. Von 2003 bis 2014 war er Direktor und Chefkurator der Kunsthalle Basel, im Jahr 2008 ko-kuratierte er die 5. Berlin Biennale. Er war Mitbegründer der Foksal Gallery Foundation in Warschau und erhielt 2011 den Walter Hopps Award for Curatorial Achievement der Menil Foundation, Houston.
Margarita Tsomou ist griechische Journalistin und Performerin und lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist Herausgeberin der popfeministischen Zeitschrift Missy Magazine und schreibt für Zeitungen, Zeitschriften und deutsche Radiosender. Im April 2012 präsentierte sie das Stück Wir sind ein Bild aus der Zukunft über die europäische Krise im Hebbel am Ufer, Berlin. Sie promovierte an der Hafencity Universität Hamburg über das Thema „Assemblies and Participation in Public Space“.
Françoise Vergès wurde in Paris geboren und wuchs auf Réunion und in Algerien auf. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls Global South(s) am Collège d’Études Mondiales in Paris. Sie promovierte in Politikwissenschaft an der University of California, Berkeley, und war von 2009 bis 2012 Präsidentin des französischen Komitees für die Erinnerung und Geschichte der Sklaverei (CPMHE). Für die Paris Triennale 2013 kuratierte sie das Programm „The Slave in Le Louvre“.
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