Das Parlament der Körper: The Strategy of Joy
mit Ross Birrell, Nita Deda, Hendrik Folkerts, Dimitris Ginosatis, Natasha Ginwala, Guillermo Gómez-Peña und Balitronica Gómez, Jack Halberstam, Trajal Harrell, Candice Hopkins, iQhiya, Élisabeth Lebovici, Catherine Malabou, Joar Nango, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Paul B. Preciado, Ibrahim Quraishi, Roee Rosen, Dim Sampaio und Adam Szymczyk

SEP
8–9
Performance, Filmvorführungen und Vorträge
20–23 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, Kassel
Als Livestream verfügbar
SEP
10
Performance, Filmvorführungen und Vorträge
19–23 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, Kassel
Als Livestream verfügbar
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Click Ngwere, Mitglied des Athener Parlaments der Körper, mit ihrem Stick-Projekt Open Europe

Im Kern der heutigen demokratisch verfassten Gesellschaften liegt eine Paradoxie, die das Wesen der Parlamente als Volksvertretungen und Deputiertenkammern betrifft: Sie sind schrittweise zu Versammlungen geworden, die nicht von Liebe, sondern von Angst zusammengehalten werden. Die Grenzen des Nationalstaats, der Familie und des Körpers werden wie die Definitionen der Ausländer_innen sowie des und der Einheimischen, des Normalen und des Pathologischen, des Gesunden und des Behinderten gerade in diesen Zeiten neu gezogen, und zwar auf eine Weise, die das „wir“ nach innen gegen das vorgeblich externe „sie“ schützt. Entlang sämtlicher Küsten des Mittelmeers wird das Militär gegen Migrant_innen eingesetzt. Frauen ebenso wie geschlechtliche, ethnische und religiöse Minderheiten sind Ziel andauernder und legaler Formen von Gewalt und Diskriminierung. Die verschärfte ökologische Zerstörung wird mit der Verbreitung von atomaren Waffen verknüpft. Der technologische, patriarchalische und militaristische Kapitalismus entpuppt sich als globaler Vernichtungskrieg gegen sämtliche Lebensformen.

Angesichts dieser ausgedehnten Zerstörung des Lebens bieten die „humanistischen“ Träume der Moderne offenbar längst nicht mehr eine angemessene Grammatik des Widerstandskampfes und der transformativen Aktionen. Einige von „uns“ sind nie menschlich gewesen, und wir beanspruchen nicht länger das Recht darauf, Mensch zu sein, jedenfalls nicht im Sinn der gewalttätigen, vereinheitlichenden Maßstäbe des hegemonialen Rasse-Sex-Gender-Regimes. Wir beanspruchen weder Menschlichkeit noch Normalität. Stattdessen beanspruchen wir das Animalische, das Queere, das Verkrüppelte, das Monströse, das Südliche und das Schwarzsein als Modi des Widerstands in einem Zeitalter des technologisch-patriarchalisch-militaristischen Kapitalismus.

Wir müssen aus den jüngsten Kämpfen lernen. Während der 1980er Jahre reagierten der argentinische Schriftsteller und Konzeptkünstler Roberto Jacoby und die legendäre Band Virus (angeführt von ihrem Sänger Federico Moura und gegründet als poetischer Widerstand gegen das politische Management der Aids-Epidemie) auf die totale Zerstörung der sozialen Bindungen durch die Diktatur und das Verschwindenlassen Zehntausender mit etwas, das sie „Strategie der Freude“ nannten. Sich die Körper und Affekte wieder anzueignen und sie aus der Angst und der Depression der Diktatur zu befreien, war die letztlich äußerst wirksame Art und Weise, der Gewalt Widerstand zu leisten.

Im Geist von Jacobys Werk ist diese dreitägige Sitzung des „Parlaments der Körper“ in Kassel eine kritische und performative Zusammenkunft von Künstler_innen, Aktivist_innen, Denker_innen, Tänzer_innen, Poet_innen und anderen, die kollektiv daran mitwirken, in Zeiten rassistischer Wut, neonationalistischer Angst und neoliberaler Depression die politischen Wirkungen der Freude neu zu erfinden.

Freude als politische Wirkung unterscheidet sich radikal von den normativen Ausformungen des modernen Wohlbefindens, psychologischen Glücksgefühls und individuellen Erfolgs. Freude ist weder eine Emotion noch ein Geisteszustand: Sie ist das verkörperte Wissen, das unsere Handlungsfähigkeit erhöht. Freude ist ein gesellschaftlicher und politischer Raum, den es zu erobern gilt. Freude ist revolutionär, weil sie nicht zwischen „uns“ und „ihnen“ unterscheidet, zwischen menschlich und tierisch, zwischen normal und abweichend. Das „Parlament der Körper“ lädt Sie ein, sich einer experimentellen Versammlung anzuschließen, die es darauf anlegt, kollektive utopische, pazifistische, transfeministische und antikoloniale Wirkung zu erzeugen. Die Revolte der Freude beginnt hier.

Paul B. Preciado, Einführung

Dimitris Ginosatis, A Chaosmology of Joy or Spinoza’s Biopolitical Legacy

Dim Sampaio, The Tragic Mirth of Dim Sampaio

Élisabeth Lebovici, Vital Signs: Art Survival and AIDS Politics

Guillermo Gómez-Peña mit einer Einführung von Balitronica Gómez, Gómez-Peña: The Most (un)Documented Mexican Artist

Jack Halberstam, Strategy of Wildness

Natasha Ginwala, Lala Rukh: Still Point of the Turning World—A Sonic Remembrance

Ibrahim Quraishi, Iconographies in Resistances

Natasha Ginwala, Change of Weather: Remembering K.G. Subramanyan

Ross Birrell, Wanna Be a Rider (Notes on Parasite Joy)

Catherine Malabou, Mutual Aid: Existentialist Delusion or Political Promise

Hendrik Folkerts, Homage to Pauline Oliveros

Candice Hopkins, Homage to Beau Dick

Joar Nango, Indigenous Placemaking Strategies

Nita Deda und Adam Szymczyk präsentieren Nusja Jonë (Unsere Braut, 2011), ein Video von Yll Çitaku und Nita Deda

Trajal Harrell, Antigone Jr.

Freitag, 8. September 2017
20–23 Uhr

  • 20 Uhr Paul B. Preciado, Einführung
  • 20:15 Uhr Dimitris Ginosatis, A Chaosmology of Joy or Spinoza’s Biopolitical Legacy
  • 21 Uhr Dim Sampaio, The Tragic Mirth of Dim Sampaio
  • 21:20 Uhr Élisabeth Lebovici, Vital Signs: Art Survival and AIDS Politics
  • 22 Uhr Guillermo Gómez-Peña mit einer Einführung von Balitronica Gómez, Gómez-Peña: The Most (un)Documented Mexican Artist

Samstag, 9. September 2017
20–23 Uhr

  • 20 Uhr Jack Halberstam, Strategy of Wildness
  • 20:50 Uhr Natasha Ginwala, Lala Rukh: Still Point of the Turning World—A Sonic Remembrance
  • 21 Uhr Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, The Vacuum Left in That Space of „Darker than Blueness“ – On, Of, For, With Ben Patterson
  • 21:10 Uhr Ibrahim Quraishi, Iconographies in Resistances
  • 22 Uhr Natasha Ginwala, Change of Weather: Remembering K.G. Subramanyan
  • 22:10 Uhr iQhiya, Homage to Tshiamo Naledi Letlhogonolo Pinky Mayeng
  • 22:20 Uhr Ross Birrell, Wanna Be a Rider (Notes on Parasite Joy)

Sonntag, 10. September 2017
19–23 Uhr

  • 19 Uhr Catherine Malabou, Mutual Aid: Existentialist Delusion or Political Promise
  • 19:40 Uhr Roee Rosen, The Buried Alive Videos (2013)
  • 20:20 Uhr Hendrik Folkerts, Homage to Pauline Oliveros
  • 20:40 Uhr Candice Hopkins, Homage to Beau Dick
  • 20:50 Uhr Joar Nango, Indigenous Placemaking Strategies
  • 21:30 Uhr Nita Deda und Adam Szymczyk präsentieren Nusja Jonë (Unsere Braut, 2011), ein Video von Yll Çitaku und Nita Deda
  • 22:00 Uhr Trajal Harrell, Antigone Jr.


Ross Birrell ist Künstler, Filmemacher, Schriftsteller und Dozent an der Glasgow School of Art. Sein Werk umspannt Themen wie Politik, Dichtung und Musik. In Zusammenarbeit mit David Harding hat er in der Americas Society, New York (2010); dem Portikus, Frankfurt/Main (2011); der Kunsthalle Basel (2014) und in der Talbot Rice Gallery, Edinburgh (2015) ausgestellt. Sein „Envoy“-Projekt ortsspezifischer Interventionen wurde international gezeigt, u. a. auf der 4. Gwangju Biennale (2002) sowie als Beitrag zu Romantic Conceptualism in der Kunsthalle Nürnberg und in der BAWAG Stiftung in Wien (2007). Außerdem wurde es in Form der Publikation An Envoy Reader (2014) veröffentlicht.

Nita Deda ist eine Künstlerin, die im Kosovo arbeitet. Zusammen mit Yll Çitaku hat sie den Kurzfilm Nusja Jonë (Unsere Braut, 2011) produziert, der zuletzt 2016 auf dem Kurzfilmfestival von Brüssel gezeigt wurde. Seit 2016 ist Deda Leiterin des internationalen Dokumentar- und Kurzfilmfestivals DokuFest.

Hendrik Folkerts ist Kurator der documenta 14. Er war von 2010 bis 2015 Kurator für Performance, Film und diskursive Programme am Stedelijk Museum. Er hat Kunstgeschichte an der Universität von Amsterdam studiert. Dabei waren zeitgenössische Kunst und ihre Theorie, feministische Praktiken und Performance seine Schwerpunkte. Von 2009 bis 2011 war Folkerts Koordinator des Kuratorenprogramms am Kunstzentrum De Appel in Amsterdam. Texte von ihm wurden in Zeitschriften und Magazinen wie Artforum International, South as a State of Mind, Mousse Magazine, The Exhibitionist, Metropolis M, Art and the Public Sphere sowie zahlreichen Katalogen publiziert. Folkerts ist Mitherausgeber von The Shadowfiles #3: Curatorial Education (2013), Facing Forward: Art & Theory from a Future Perspective (2014) und der Zeitschrift Stedelijk Studies #3: The Place of Performance (2015). Im Oktober 2017 tritt er am Art Institute of Chicago die Stelle des Dittmer Curator of Modern and Contemporary Art an.

Dimitris Ginosatis, PhD, unterrichtet seit 2009 als Assistenzprofessor für Philosophie und Ästhetik im Postgraduiertenprogramm „Digital Arts“ an der Schule für bildende Künste in Athen. Seine Interessen in Forschung und Lehre zielen auf eine interdisziplinäre Ontobioästhetik – eine Schnittmenge aus klassisch moderner und zeitgenössischer kontinentaler Philosophie, Medienontologie, Kybernetik zweiter Ordnung und Neurophänomenologie –, deren besonderes Augenmerk auf dem materiellen biotechnokulturellen Substrat liegt, das ästhetisch-sinnliche Wahrnehmung, Denken, Erfahrung und In-einer-Welt-Sein determiniert und prägt. Er hat Artikel zu Philosophie, Ästhetik und technischen Medien verfasst und Vorträge auf (inter-)nationalen akademischen Konferenzen und Symposien sowie in Seminaren, Workshops und Meisterklassen gehalten (in Zusammenarbeit mit dem Ontario College of Art and Design (OCAD), der Universität der Ägäis, der Ionischen Universität und weiteren akademischen Instituten). Er ist Übersetzer von 13 Büchern ins Griechische in den Feldern der kontinentalen Philosophie des 20. Jahrhunderts (J. Derrida, M. Foucault, S. Kofman, P. Klossowski), der Kunsttheorie und Ästhetik des 20. Jahrhunderts (N. Bourriaud), Ethik und Biotechnologie (M. J. Sandel) sowie französischer Literatur des 18., 19. und 20. Jahrhunderts (M. de Sade, G. de Maupassant, J. Tournier).

Natasha Ginwala ist Kuratorin, Forscherin und Autorin. Sie ist Kuratorin der Contour Biennale 8 und kuratorische Beraterin der documenta 14, 2017. Ihre jüngeren Projekte umfassen u. a. My East is Your West mit Shilpa Gupta und Rashid Rana auf der 56. Biennale von Venedig; Still Against the Sky im KW Institute for Contemporary Art, Berlin, sowie Corruption...Everybody Knows bei e-flux, New York, im Rahmen des Projekts SUPERCOMMUNITY. Ginwala war Mitglied des künstlerischen Teams der 8. Berlin Biennale for Contemporary Art (mit Juan A. Gaitán), hat The Museum of Rhythm auf der Taipei Biennial 2012 (mit Anselm Franke) und am Muzeum Sztuki, Łodz, (mit Daniel Muzyczuk) kuratiert. Von 2013 bis 2015 hat sie das mehrteilige kuratorische Projekt Landings zusammen mit Vivian Ziherl geleitet und im Witte de With Center for Contemporary Art, David Roberts Art Foundation, NGBK (als Teil des Netzwerks Tagore, Pädagogik und zeitgenössische visuelle Kulturen), dem Stedelijk Museum Amsterdam und weiteren Partnerorganisationen präsentiert. Ginwala schreibt über zeitgenössische Kunst und visuelle Kultur in unterschiedlichen Zeitschriften und hat Essays zu zahlreichen Publikationen beigesteuert.

Guillermo Gómez-Peña ist ein Performancekünstler, Autor, Aktivist, radikaler Pädagoge und Künstlerischer Leiter der Performancegruppe La Pocha Nostra. Er wurde in Mexico City geboren und zog 1978 in die USA. Sein Performance-Werk und elf Bücher haben ihren Beitrag zu den Debatten über Kultur- und Gender-Diversität geleistet, aber auch zur Grenzkultur und US-mexikanischen Beziehungen. Seine Arbeiten sind an über 900 Orten gezeigt worden: an verschiedenen Orten in den USA, Kanada, Lateinamerika, Europa, Russland, Südafrika und Australien. Er war MacArthur Fellow, Bessie Award-Gewinner und Träger des American Book Award. Er schreibt regelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften in den USA, Mexiko und Europa und ist Mitherausgeber von The Drama Review (NYU-MIT). Gómez-Peña ist Senior Fellow am Hemispheric Institute of Performance and Politics und Schirmherr der in London ansässigen Live Art Development Agency. Im Jahr 2012 wurde er von US-amerikanischen Künstler_innen zum Samuel Hoi Fellow ernannt.

Jack Halberstam ist Professor für Englisch und Gender Studies an der Columbia University. Jack ist Autor von sechs Büchern, wie The Queer Art of Failure (2011) und das im Erscheinen begriffene Trans*: A Quick and Quirky Account of Gender Variability (2017). Momentan stellt er eine weitere Monografie fertig, die den Titel On Wilderness tragen wird.

Trajal Harrell betrat die internationale Bühne mit der Serie Twenty Looks or Paris is Burning at The Judson Church, einer theoretischen Gegenüberstellung des Tanzstils Voguing mit der Tradition des frühen postmodernen Tanzes. Heute gilt er als einer der wichtigsten Choreografen der neuen Generation. Harrells Arbeit ist an vielen amerikanischen und europäischen Veranstaltungsorten gezeigt worden, so u. a. in The Kitchen (NYC), Walker Art Center (Minneapolis), ICA Boston, REDCAT Theater (LA), ImPulsTanz (Wien), Tanz im August (Berlin) und dem Panorama Festival (Rio de Janeiro). Er hat ebenfalls mit Performance-Arbeiten im Kontext der bildenden Kunst reüssiert, so im MoMA, MoMA PS1, Performa Biennial, Fondation Cartier (Paris), The New Museum (New York), Stedelijk Museum (Amsterdam), Serralves Museum (Porto), The Barbican Centre (London), Centre Pompidou-Paris und Metz und ICA Boston. Seine Arbeit Judson Church is Ringing in Harlem (Made-to-Measure)/Twenty Looks or Paris is Burning at The Judson Church (M2M) ist die allererste Auftragsarbeit im Fach Tanz des MoMA PS1. Er wurde u. a. ausgezeichnet mit einem Guggenheim Fellowship, The Doris Duke Impact Award und einem Bessie Award. Im Jahr 2016 schloss er eine zweijährige Annenberg Residency am MoMA ab, wo er sich vor allem dem Werk von Tatsumi Hijikata widmete, dem japanischen Begründer des Butoh-Tanzes. Mit seiner Sicht auf Butoh durch die theoretische Brille des Voguing mit seiner „realness“ und umgekehrt einer Sicht auf den modernen Tanz durch die theoretische Brille des Butoh, schafft Harrell eine Reihe von Arbeiten, die eine spekulative Sicht auf die Geschichte und das Archiv mit der Praxis des zeitgenössischen Tanzes und zeitgenössischer Komposition verbinden. Zuletzt wurde er mit Hoochie Koochie bekannt, der ersten Überblicksausstellung (1999–2016) seiner Tanzarbeiten und Performances, die in der Barbican Centre Art Gallery in London von Juli bis August 2017 zu sehen war.

Candice Hopkins, Kuratorin der documenta 14, stammt ursprünglich aus Whitehorse, Yukon, und gehört der Carcross/Tagish First Nation an. Ihre Schriften zu Geschichte, Kunst und volkstümlicher Architektur sind in zahlreichen Zeitschriften veröffentlich worden, u. a. in Mousse, Fillip Review, aber auch in den Verlagen MIT Press, Black Dog Publishing, Revolver Press, New York University und dem National Museum of the American Indian. Hopkins’ kollaborative kuratorische Projekte umfassen u. a. die Ausstellungen Sakahàn: International Indigenous Art (2013), die größte Überblicksschau der National Gallery of Canada zu jüngerer indigener Kunst, die sie zusammen mit Greg Hill und Christine Lalonde kuratiert hat, sowie Close Encounters: The Next 500 Years (2010), eine Wanderausstellung in Winnipeg, Kanada, über indigene Futurismen, die sie zusammen mit Steven Loft, Lee-Ann Martin und Jenny Western kuratierte. Sie ist Mitherausgeberin von Recipes for an Encounter (2009) und Jimmie Durham: The Second Particle Wave Theory (2005). Sie erhielt den Prix pour un essai critique sur l’art contemporain 2016 der Fondation Prince Pierre de Monaco für ihren Essay „Outlawed Social Life“, der in South as a State of Mind (2016) publiziert wurde.

Élisabeth Lebovici ist Kunsthistorikerin und praktizierende Kunstkritikerin. Sie war viele Jahre lang Redakteurin für Kunst und Kultur bei der französischen Tageszeitung Libération und engagiert im AIDS Aktivismus. Seit 2006 organisiert sie zusammen mit Kolleg_innen das Seminar Something you should know: Artistes et praticiens aujourd’hui an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris. Ihr kürzlich erschienener Artikel „Ce que le sida m'a fait. Art et activisme à la fin du XXè siècle“ (Was AIDS mit mir gemacht hat. Kunst und Aktivismus am Ende des 20. Jahrhunderts) erschien in der Anthologie Lectures Maison Rouge (2017) bei JRP/Ringier.

Catherine Malabou ist Professorin für Philosophie am Centre for Research in Modern European Philosophy (CRMEP) an der Kingston University in Großbritannien. Sie lehrt in Teilzeit an der University of California at Irvine. Ihr letztes Buch trägt den Titel Before Tomorrow, Epigenesis and Rationality (2016).

Joar Nango ist ein samisch-norwegischer Künstler und Architekt, der in Tromsø lebt und arbeitet. Nango interessiert sich besonders für die kreative Schlichtheit und das nachhaltige Wissen, das in den informal gebauten Umgebungen des Nordens existiert. Seine diversen Projekte umspannen Drucke und Fotografie, aber auch Skulptur und kleine architektonische Strukturen. Häufig arbeitet er in Gemeinschaft. Seit 2010 arbeitet er mit dem Architektur-Kollektiv FFB, das sich auf temporäre Bauten und Interventionen in urbanen Kontexten spezialisiert hat. In jüngerer Zeit hat Joar u. a. an folgenden Gruppenausstellungen teilgenommen: 43SNA in Medellin, Kolumbien (2013), Archizines im Storefront for Art and Architecture, New York (2012), und 20 under 40–Young Norwegian Architecture im Nationalmuseum für Kunst, Design und Architektur, Oslo (2013). Er hatte Einzelausstellungen im SDG in Karasjok, Norwegen (2011), im Bildmuseet, Umeå (2014) und bei Western Front, Vancouver (2014).

Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, PhD, documenta 14 Curator-at-Large, ist freier Kunskurator und Biotechnologe. Er ist Gründer und Künstlerischer Leiter des Kunstraums SAVVY Contemporary Berlin und Chefredakteur von SAVVY Journal for critical texts on contemporary African art. Unter seinen jüngeren kuratorischen Projekten sind Unlearning the Given: Exercises in Demodernity and Decoloniality of Ideas and Knowledge, SAVVY Contemporary (2016); If You Are So Smart, Why Ain’t You Rich? Discursive Program–Wir Sind Alle Berliner: 1884–2014, ICI Institute for Cultural Inquiry Berlin (2015); Satch Hoyt, Riding Celestial Vessels, Galerie Wedding, Berlin (2015); und Emeka Ogboh, No Food for Lazy Man, Galerie Wedding, Berlin (2015). Er ist Co-Kurator des einjährigen Kunstprojekts An Age of Our Own Making for Images, Holbæk, Roskilde und Kopenhagen (2016). Bonaventure Soh Bejeng Ndikung lebt und arbeitet in Berlin.

Paul B. Preciado, Kurator der Öffentlichen Programme auf der documenta 14, ist Philosoph, Kurator und Transgenderaktivist sowie einer der führenden Denker auf dem Gebiet der Gender- und Sexualpolitik. Er hat bei Agnes Heller und Jacques Derrida an der New School for Social Research studiert und führt einen PhD in Philosophie und Architekturtheorie der Princeton University. Sein erstes Buch Kontrasexuelles Manifest (2004 auf Deutsch erschienen) wurde von Kritiker_innen als das „rote Buch der queeren Theorie“ gefeiert und hat sich für den europäischen Queer- und Transaktivismus zu einem grundlegenden Referenzwerk entwickelt. Preciado ist Autor von Testo Junkie. Sex, Drogen und Biopolitik (2016 auf Deutsch erschienen) sowie Pornotopia (2012 auf Deutsch erschienen), wofür er in Frankreich den Prix Sade de l’essai erhielt. Er war Forschungsleiter am Museum of Contemporary Art in Barcelona (MACBA) und leitete dort das Independent Studies Program (PEI). Er unterrichtet Philosophie des Körpers und Transfeministische Theorie an der Université Paris VIII-Saint Denis und der New York University. Er hat zahlreiche Ausstellungen und Interventionen kuratiert, so u. a.The Postporn Marathon, MACBA, Barcelona (2004); PornPunkFeminism, Arteleku, (2008); IM/MUNE, Emmetrop, (2011); Cuir International, MNCARS, Sofía (2011); The Beast and the Sovereign, MACBA/Kunstverein Stuttgart (2015); und The Passion According to Carol Rama, IMMA/EMMA/MACBA/GAM, (2013–2016).

Ibrahim Quraishi ist ein bildender Künstler, dessen Werk die unterschiedlichsten Medien umfasst: Fotografie, Fotomalerei, Video, Film und Performance-Installation. Definiert durch eine nomadische Existenzweise, teilt er sein Leben zwischen mehreren Städten in Europa und dem Mittleren Osten auf. Quraishi untersucht bewusst die Dynamik der Migration, der Enteignung und des Zusammenlebens in den hochgradig rigiden soziopolitischen Sphären imaginärer Gemeinschaften innerhalb der Grenzen des Kunstkontexts und spielt zugleich freizügig mit den Spannungen zwischen der Komplexität des Wirklichen und unserer Sehnsucht nach Einfachheit. Quraishis hauptsächliches Interesse liegt in der Erforschung und im Verständnis der visuellen Performativität und ihrer Beziehung zu weitergefassten kulturellen Perspektiven. Seine Forschungstätigkeit wurzelt in der erfahrungsbasierten Suche nach „otherings“, die Verschiebungen zwischen akzeptierten Staatsbürger_innen und Nichtbürger_innen in unserer von Überwachung angetriebenen Kultur.
Quraishi hat ortsspezifische Arbeiten für Kunsträume und -institutionen um die ganze Welt geschaffen, wie zum Beispiel Museo Nacional de Arte, Mexico City; Kochi-Muziris Biennale, Kerala, Indien; X Baltic Triennial, Vilnius; National Museum of Singapore; 4th International Biennale of Modern Art, Baku; Japan Foundation, Tokyo; Massachusetts Museum of Contemporary Art; Asia Society, New York; Kunsthalle Wien; Africa Centre, Cape Town; SAVVY Contemporary, Berlin; BAM, New York; Biennale Interferences: 2eme Festival d'Arts Multimédia, Belfort; Dutch Cultural Center; EXPO 2010, Shanghai; und Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt.

Roee Rosen, Maler, Romanschriftsteller und Filmemacher, ist eine scharfsinnige, kritische Stimme in Israel. Zwar dreht sich sein Werk vornehmlich um die Darstellung von Verlangen und struktureller Gewalt, so schafft der 1963 geborene Rosen doch ein künstlerisches Universum, das die normativen Implikationen von Identitäten und Identifikationen durch Fiktionalisierung, Ironie und Revision untergräbt. In zahllosen Variationen verknüpft er israelische Tages- und Weltpolitik mit mythischen und politischen Anklängen an europäische und jüdische Geschichte. Mit einer riesigen Phalanx an fiktiven Charakteren und ikonografischen Motiven bezieht sich Rosen häufig nicht nur auf den Kanon der historischen Avantgarde und transgressiver Traditionen von Marquis de Sade bis Georges Bataille, sondern auch auf populäre Medien, politische Propaganda und klassische Kindermärchen.

Dim Sampaio ist Maler und bildender Künstler. Geboren wurde er in einem kleinen Dorf in Piaui, einer Region im nördlichen Brasilien. Heute lebt er in Bologna. Nach einer Reihe von Einzelausstellungen in italienischen Städten wurde er 2003 eingeladen, an der Biennale für zeitgenössische Kunst in Kairo teilzunehmen. In jüngerer Zeit sind seine Arbeiten im Pariser Petit Palais, in der Pinacoteca Giovanni da Gaeta und La Pinacoteca Comunale di Città di Castello ausgestellt worden.

Adam Szymczyk ist Künstlerischer Leiter der documenta 14. Er ist Mitbegründer der Foksal Gallery Foundation in Warschau, wo er von 1997 bis 2003 als Kurator gearbeitet hat, bevor er seinen Posten als Direktor der Kunsthalle Basel antrat. Im Jahr 2008 kuratierte er zusammen mit Elena Filipovic die 5. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst mit dem Titel When Things Cast No Shadow. Im Jahr 2012 kuratierte er Olinka or Where Movement Is Created am Museo Tamayo in Mexico City. Er ist Vorstandsmitglied des Museums für Moderne Kunst in Warschau. Im Jahr 2011 bekam er den Walter Hopps Award for Curatorial Achievement der Menil Foundation in Houston zugesprochen.

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