Otobong Nkanga

Otobong Nkanga, Preliminary Recipe for a Support System (2016/17), digitale Zeichnung, Collage und Acryl auf Papier, 42 × 28 cm

Otobong Nkanga, Carved to Flow, 2017, Laborinstallation und natürliche Seife O8, koproduziert von der Yanghyun Foundation, Seoul, und dem Ministerie van de Vlaamse Gemeenschap, Departement Cultuur, Jeugd en Media, Brüssel, Installationansicht, Archimidous 15, Athen, documenta 14, Foto: Stathis Mamalakis

Otobong Nkanga, Carved to Flow, 2017, Performance und Installation, Installationsansicht, Neue Galerie, Kassel, documenta 14, Foto: Liz Eve

Es gibt kein singuläres Ereignis. Alles hängt mit allem zusammen.

Ein Ereignis zu notieren ist wie ein flüchtiger Blick, wie ein Fragment der Zeit, nicht mehr.

Welchen Tag haben wir? Spielt es eine Rolle? Das Land existiert ohnedies seit viel längerer Zeit.

Welche Spuren der letzten Tage, Jahre, Jahrhunderte und Jahrtausende prägen das Land?

Otobong Nkanga hat es sich zum Ziel gesetzt, die komplexen Schichten der von Natur und Menschen hinterlassenen Spuren zu durchdringen. Sie setzt sich mit unterschiedlichen Vorstellungen von Land, Heimat und Vertreibung auseinander. Sie erforscht, wie diese Begriffe mit unserer Erinnerung verknüpft sind. Sie penetriert das Gefüge der Zeit. Sie vertieft sich in weit gefasste historische Zusammenhänge und gegenwärtige Wirklichkeiten. Sie beschäftigt sich mit einer großen Bandbreite an Disziplinen. Sie taucht in Archive ab, untersucht Rohmaterial und konsultiert Expert_innen. Sie bedient sich unterschiedlichster Medien: Zeichnung, Installation, Video, Performance. All dies, um zu verstehen, wie das Land und seine natürlichen Ressourcen mit Gier, Schmerz, Hoffnung, Wissen verquickt sind. Welchen Niederschlag finden diese Phänomene in materiellen Objekten und immateriellen Elementen, die in komplexe Wert- und Erinnerungskonzepte verpackt sind?

Welches Jahr haben wir? Spielt es eine Rolle? Das Land existiert ohnedies seit viel längerer Zeit.

Wie sollen wir uns Anfang und Ende der Erzählung vorstellen, die vom Land handelt und davon, wer wir sind?

Für Nkanga, 1974 in Kano, Nigeria, geboren, sind Objekte und Landschaften Träger von Erinnerungen und Emotionen. Pflanzen, Steine, Staub, Glimmer, Archivmaterial sind wiederkehrende Elemente ihrer vielschichtigen Installationen. Sie spiegeln wider, woraus unsere Umwelt tatsächlich besteht. In ihren Performances beschreibt die Künstlerin ihre Bedeutung für unsere Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Zukunft. Doch auch viele andere Menschen erhalten in ihren Arbeiten Gelegenheit, Geschichten über das Land zu erzählen: War es Heimat? War es ein seltsamer, fremder Ort? Hat es sie zu dem gemacht, was sie sind?

Welches Jahrhundert haben wir? Spielt es eine Rolle? Das Land existiert ohnedies seit viel längerer Zeit.

Die koloniale Plünderung von Rohstoffen wie Glimmer, Kupfer oder Malachit hat tiefe, unauslöschliche Narben in Lebenswelten hinterlassen, die reich an Ressourcen sind. Die Gewalt der Vergangenheit findet ihren monumentalen Widerhall in der Gegenwart: von den grünen Kupferkuppeln im urbanen Gefüge europäischer Hauptstädte bis hin zur Verwendung dieser Stoffe in zahlreichen Industrieprodukten. Otobong Nkanga entwirft Gegen-Mahnmale. Der Fokus auf einzelnen Elementen unserer Umwelt ermöglicht es ihr dabei, das Ringen um eine (Neu-)Definition unserer Umweltbedingungen eindrucksvoll nachzuzeichnen.

Welches Jahrtausend haben wir? Spielt es eine Rolle? Das Land existiert ohnedies seit viel längerer Zeit.

— Yvette Mutumba

Gepostet in Öffentliche Ausstellung
Auszug aus dem documenta 14: Daybook
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