Das Parlament der Körper: Wie fühlt es sich an, ein Problem zu sein?​

APR
27
15 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, Kassel
Als Livestream verfügbar
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10 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, Kassel
Als Livestream verfügbar
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12 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, Kassel
Als Livestream verfügbar
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iQhiya, The Portrait, 2016, Performance, Hochschule der Bildenden Künste Athen (ASFA) – Pireos-Straße („Nikos-Kessanlis“-Ausstellungshalle), documenta 14, Foto: Stathis Mamalakis

Die Öffentlichen Programme der documenta 14 – das Parlament der Körper – sind entstanden aus den Erfahrungen des sogenannten „langen Sommers der Migration“ in Europa, der nicht nur ein Versagen der modernen repräsentativen demokratischen Institutionen sondern auch ein Versagen der Ethik der Gastfreundschaft offenbarte. Das Parlament lag in Trümmern. Das wahre Parlament jedoch kam auf der Straße zusammen – als Versammlung unrepräsentierter und undokumentierter Körper, die sich Sparmaßnahmen und der fremdenfeindlichen Politik widersetzten.

Die Welt durchläuft einen Prozess der „Gegenreform“. Diese hat zum Ziel, die weiße männliche Vorherrschaft wiederherzustellen und demokratische Errungenschaften rückgängig zu machen, für die die Bewegungen von Arbeiter_innen, die antikolonialen, indigenen, ökologischen, feministischen, sexuellen und anti-psychiatrischen Bewegungen in den vergangenen zwei Jahrhunderten gekämpft haben. In diesem Kontext wird das Parlament der Körper zu einer Plattform des Aktivismus, der Allianzen und der Kooperation.

Nach acht Monaten mit Aktivitäten in Athen tagt das Parlament der Körper erstmals in Kassel und ruft zur Bildung einer antifaschistischen, transfeministischen und antirassistischen Koalition auf. Das Parlament der Körper richtet W. E. B. Du Bois’ Frage: „Wie fühlt man sich als Problem?“ als mögliche Interpellation an die „99 Prozent“ der Weltbevölkerung – unter Berücksichtigung des Prozesses, den der afrikanische Philosoph Achille Mbembé als das „Schwarzwerden der Welt“ beschrieben hat. Während das moderne koloniale und patriarchale Regime die „Arbeiter_in“, die „Hausfrau“, den „Schwarzen“, das „Indigene“ und den „Homosexuellen“ erfand, bringen heutige Regierungsmethoden neue Formen der Unterwerfung hervor: von kriminalisierten Muslim_innen bis zu Migrant_innen ohne Papiere, von prekär beschäftigten Arbeiter_innen bis zu Obdachlosen, von Menschen mit Behinderung und den Kranken als Konsument_innen der Industrie der Normalisierung zu sexualisierten Arbeiter_innen, zu Transsexuellen ohne Papiere.

Dieses performative Zusammenkommen etabliert keine Hierarchien zwischen sich radikal unterscheidendem Wissen, Sprachen und Praktiken, zwischen Aktivismus und Performance, zwischen Theorie und Poesie, zwischen Kunst und Politik: Kollektiv versuchen wir uns an der Herstellung eines öffentlichen Raums der Sichtbarkeit und der Artikulation. Hier versammeln sich Menschen, die für den heutigen hegemonialen Diskurs zum „Problem“ geworden sind. Wir haben keine gemeinsamen Identitäten, sondern wir sind mehr durch die verschiedenen Formen der Unterdrückung, Vertreibung und Enteignung miteinander verbunden, als durch unsere Hautfarben, Geschlechter, Gender oder Sexualitäten. Das Parlament der Körper besteht nicht aus Identitäten, sondern aus kritischen Prozessen der Ent-Identifikation.

(Paul B. Preciado)


PROGRAMM

Donnerstag, 27. April 2017

15 Uhr Einführung von Adam Szymczyk und Paul B. Preciado
15:15 Uhr Boris Buden, Fascism: A Crime in Search of Perpetrators
16 Uhr iQhiya, Fresh off the Boat
16:45 Uhr Ulrich Schneider, Facing History and Ourselves: Preserving Memory – Acting Today – Change for the Future
17:30 Uhr Chto Delat, Here Me Burning
18 Uhr Evelyn Taocheng Wang mit Arnisa Zeqo, Idle Chatter 2nd – Holzwege

19 Uhr PAUSE

20 Uhr Dimitris Kousouris, Old and New Fascisms and Antifascisms
20:45 Uhr Lerato Shadi, Dinonyane tse Pedi
21:15 Uhr Die Apatride-Gesellschaft des politischen Anderen (Max Jorge Hinderer Cruz, Nelli Kambouri, Margarita Tsomou), Integrated World Capitalism and the Ithagenia Condition: On Indigenous Knowledge in the European Crisis, Migration and Borders, the Coloniality of Contemporary Capitalism, and Self-Determined Otherness
22 Uhr Zoe Mavroudi, The Witch Hunts of Athens: An Experiment for a New Europe
22:45 Uhr Raúl de Nieves, La Mosca/The Fly

23:15 Uhr PAUSE

00:30 Uhr Adespotes Skiles, The Waltz of the Dirty Streets
1:30 Uhr LOTIC

(Ungeplante Interventionen von Mattin)


Freitag, 28. April 2017

10–15 Uhr Georgia Sagri, Attempt. Come
15 Uhr Franco “Bifo” Berardi, Questions About the Double-Headed Monster That Is Destroying Life on the Planet, and How to Deal with It
15:45 Uhr Grada Kilomba, Illusions
16:15 Uhr Tatiana Roque, Back to the Closet! A Backlash Against Emerging Political Subjectivities
17 Uhr Zülfukar Çetin, Taking Control of One’s Own Body: Refugee Sex Workers and Moralizing the Sex of Others
17:45 Uhr Angelo Plessas/Die Noosphärische Gesellschaft: Invitation for the 6th Eternal Internet Brotherhood/Sisterhood
18 Uhr María Galindo, Manifesto and How to Deal with the Feminist Insurrection

19 Uhr PAUSE

20–22:30 Uhr VERBINDUNGEN ZWISCHEN MINORITÄREN INSTITUTIONEN
Stavros Stavrides, Emergent Common Spaces: Reinventing the Politics of Sharing
Anna Dević/WHW, From Partisan Exhibitions to Exhibitions of Partisanship
Gigi Argyropoulou, (Im)potential Resistances
Emanuele Braga, Beyond Work and Private Property, the Macao Experience as an Institution of the Commons
Maria F Dolores und Mata Aharis, Clerking
Vasyl Cherepanyn, Thinking Under Attack: On the International Principles of Contemporary Antifascism
Olga Lafazani, Subverting the Borders Between Host and Hosted. The Everyday Life in City Plaza Project
Chto Delat (Dmitry Vilensky), To be a Dissident: Screening and Questioning

22:30 Uhr PAUSE

23:30 Uhr Vaginal Davis, No One Leaves Delila
00:15 Uhr Boris Baltschun and Serge Baghdassarians, Backing Track
00:45 Uhr The Boy

(Ungeplante Interventionen von Mattin)


Samstag, 29. April 2017

12 Uhr Filmvorführung, Aris Chatzistefanou, Fascism Inc, 2015, Griechenland, 73 min.
Griechisch mit englischen und deutschen Untertiteln

16–18:30 Uhr VERBINDUNGEN ZWISCHEN ANTIFASCHISTISCHEN BEWEGUNGEN AUS ATHEN UND KASSEL
Aris Chatzistefanou
Ayşe Güleç
Dimitris Kousouris
Thanassis Kampagiannis
Kassel postcolonial (Eric Otieno und Evelyn Wangui)
Forensic Architecture (Stefanos Levidis)
Magda Fyssa
Yannis Nifakos
Die Gesellschaft der Freunde von Halit und Initiative 6. April (Lilimor Kuht, Serdar Kazak, und Fritz Laszlo Weber)
Eleftheria Tompatzoglou
Natascha Sadr Haghighian
Niovi Zarampouka-Chatzimanou


19 Uhr PAUSE

20 Uhr Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, An Alignment of Contested Bodies and Spaces: On Alterity, Asynchrony, and Heterogeneity
20:45 Uhr Alfredo Jaar, It is Difficult
21:45 Uhr Cecilia Vicuña, Breaking the Heart of Creation
22:30 Uhr Schwabinggrad Ballett & Arrivati, Beyond Welcome

(Ungeplante Interventionen von Mattin)

Einführung von Adam Szymczyk und Paul B. Preciado und Fascism: A Crime in Search of Perpetrators von Boris Buden

iQhiya, Fresh off the boat

Ulrich Schneider, Facing History and Ourselves: Preserving Memory – Acting Today – Change for the Future

Chto Delat, Here Me Burning

Evelyn Taocheng Wang mit Arnisa Zeqo, Idle Chatter 2nd – Holzwege

Lerato Shadi, Dinonyane tse Pedi

Die Apatride-Gesellschaft des politischen Anderen (Max Jorge Hinderer Cruz, Nelli Kambouri, Margarita Tsomou), Integrated World Capitalism and the Ithagenia Condition: On Indigenous Knowledge in the European Crisis, Migration and Borders, the Coloniality of Contemporary Capitalism, and Self-Determined Otherness

Zoe Mavroudi, The Witch Hunts of Athens: An Experiment for a New Europe

Raúl de Nieves, La Mosca/The Fly

Georgia Sagri, Attempt. Come

Franco “Bifo” Berardi, Questions About the Double-Headed Monster That Is Destroying Life on the Planet, and How to Deal with It

Grada Kilomba, Illusions

Tatiana Roque, Back to the Closet! A Backlash Against Emerging Political Subjectivities

Zülfukar Çetin, Taking Control of One’s Own Body: Refugee Sex Workers and Moralizing the Sex of Others

Angelo Plessas/Die Noosphärische Gesellschaft: Invitation for the 6th Eternal Internet Brotherhood/Sisterhood

María Galindo, Manifesto and How to Deal with the Feminist Insurrection

VERBINDUNGEN ZWISCHEN MINORITÄREN INSTITUTIONEN

Vaginal Davis, No One Leaves Delilah
 

VERBINDUNGEN ZWISCHEN ANTIFASCHISTISCHEN BEWEGUNGEN AUS ATHEN UND KASSEL

Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, An Alignment of Contested Bodies and Spaces: On Alterity, Asynchrony and Heterogeneity 

Alfredo Jaar, It is difficult 

Cecilia Vicuña, Breaking the Heart of Creation

Adespotes Skiles ist eine 2008 gegründete, selbstverwaltete Orchester- und Theaterkooperative mit kontinuierlich wechselnder Besetzung. Die Gruppe benutzt die besondere Darbietungsform von The waltz of the dirty streets zur Thematisierung der aktuellen gesellschaftspolitischen Verhältnisse. Die Performance, bei der Schauspielerinnen und ein männliches Musikensemble auf der Bühne stehen, ähnelt einem Konzert. Die Zuschauer_innen bestimmen selbst, wie viel Eintritt sie für die Aufführungen zahlen möchten; damit fördert die Gruppe den freien Zugang zur Kunst und zu anderen selbstorganisierten Initiativen. Adespotes Skiles hat ihren Sitz in Athen.

Mata Aharis ist eine griechische Rechts- und Politikwissenschaftlerin. Als auf Asylrecht spezialisierte Anwältin hat sie in verschiedenen Athener Flüchtlingsorganisationen gearbeitet. Ihr besonderes Interesse gilt dem Asylrecht für Lesben und Schwule und der Institutionalisierung von Grenzpolitik.

AMOQA, Athens Museum of Queer Arts

Gigi Argyropoulou ist Wissenschaftlerin, Theoretikerin, Direktorin und Kuratorin im Bereich Performance und Kulturpraxis. Sie hat diverse Festivals, Konferenzen, Aufführungen, Aktionen sowie Gemeinschaftsprojekte innerhalb und außerhalb kultureller Institutionen organsiert. Sie ist Gründungsmitglied von Green Park, Mavili Collective, dem Institute for Life Arts Research, Kollektiva Omonia und F2 Perfomance Unit/Mkultra. Sie war Mitinitiatorin und Ko-Kuratorin der ersten Performance Biennial in Athen 2016. Argyropoulou lebt und arbeitet in Athen und London.

b-books ist ein unabhängiger Verlag, Buchladen und Veranstaltungsort mit Sitz in Berlin.

Serge Baghdassarians und Boris Baltschun sind Künstler und Komponisten. Seit 1999 arbeiten sie regelmäßig zusammen. Ihre Arbeiten changieren zwischen Äther, Installation und Performance. Sie erfinden Situationen und Geschichten, in denen sie die Grenzen zwischen Fiktion und Realität aufheben – immer mit feinem Gespür für die Besonderheiten von Sprache und Material. Ihre jüngste Arbeit, das Hörspiel ate feat. ed d.: obey god, beschäftigt sich mit der Vergänglichkeit eines einzelnen Satzes. Weitere Arbeiten sind echo park, eine audiovisuelle Installation mit pränatalem Vogelgesang, eine Performance für vier sprechende Sänger sowie ein Stück über die Einführung einer neuen taxonomischen Systematik für Tiere in der Türkei. Baghdassarians und Baltschun leben in Berlin.

Franco „Bifo“ Berardi ist ein renommierter zeitgenössischer Theoretiker und Aktivist. In seiner Arbeit beschäftigt er sich hauptsächlich mit dem Verhältnis von Kultur, Medien und sozialen Bewegungen. Zuletzt schrieb er das Buch And. Phenomenology of the End (2015). Berardi lebt und arbeitet in Bologna.

Emanuele Braga ist Künstler, Wissenschaftler, Choreograph und Aktivist. Er ist Mitbegründer der Tanz- und Theaterkompanie Balletto Civile (2003) und des zeitgenössischen Kunstprojekts Rhaze (2011). Er war außerdem an der Planung und Gründung des Mailänder Kulturzentrums MACAO (2012) beteiligt und ist Mitbegründer von Landscape Choreography (2012), einer Kunstplattform, die sich kritisch mit der Rolle des Körpers im Kapitalismus auseinandersetzt. In seiner wissenschaftlichen Arbeit befasst sich Braga mit Modellen der Kulturproduktion und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Zu seinen neueren Bühnenprojekten zählen Choreographic Speech (2013), R-Republic (2014) und F***king Good Talent (2015). Er beschäftigt sich zudem mit theoretischen Fragen zum Thema politische Ökonomie, Volkseigentum und Arbeitnehmerrechte (unter anderem in dem 2015 mit Andrea Fumagalli veröffentlichten Buch La moneta del comune). Braga lebt und arbeitet in Mailand.

Boris Buden ist Autor, Kulturkritiker und Übersetzer. Er studierte Philosophie in Zagreb und promovierte in Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. In den 1990ern war er Redakteur der in Zagreb erscheinenden Zeitschrift Arkzin. Er ist Gremiumsmitglied des Europäischen Instituts für progressive Kulturpolitik (eipcp) in Wien. In seinen Büchern und Essays schreibt er über Themen aus den Bereichen Philosophie, Politik, Übersetzung und Linguistik, über das Ende des Postkommunismus sowie über Kunst- und Kulturkritik. Buden lebt in Zagreb und Berlin.

Zülfukar Çetin ist Dozent an der Alice Salomon Hochschule Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Basel. Derzeit ist er Sprecher des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg. Çetin hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter Gespräche über Rassismus. Perspektiven und Widerstände (2015, mit Savaş Taş) und Schwule Sichtbarkeit, schwule Identität. Kritische Perspektiven (2016, mit Heinz-Jürgen Voß). Çetin lebt und arbeitet in Berlin.

Aris Chatzistefanou ist Journalist, Radioproduzent sowie Autor und Regisseur der Dokumentarfilme Debtocracy (2011), Catastroika (2012), Fascism Inc (2015) und This is Not A Coup (2016). Er hat für den BBC World Service, für den Guardian und andere internationale Medien gearbeitet. Ferner hat er drei Bücher zu aktuellen politischen Themen verfasst. Chatzistefanou lebt und arbeitet in Athen.

Vasyl Cherepanyn ist Leiter des Visual Culture Research Center (VCRC) in Kiew und Redakteur beim Magazin Political Critique (ukrainische Ausgabe). Er ist Dozent am Fachbereich Kulturwissenschaften der Nationalen Universität Kiew-Mohyla-Akademie und hat in Philosophie (Ästhetik) promoviert. Außerdem war er Gastdozent an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), am „Political Critique“ Institute for Advanced Studies in Warschau und an der Universität Greifswald. 2015 erhielt das VCRC für seine Arbeit den Princess Margriet Award for Culture der Europäischen Kulturstiftung. Das Visual Culture Research Center war außerdem Organisator der School of Kyiv – Biennale Kiew 2015. Cherepanyn lebt und arbeitet in Kiew.

Vaginal Davis ist die international gefeierte, intersexuelle Doyenne der intermedialen Kunst und Wissenschaft. Ihr Beat ist galaktisch. Davis, geboren in Los Angeles, lebt seit 2005 in Berlin und arbeitet zusammen mit dem 2001 von Susanne Sachße, Marcuse Siegelstein und Daniel Hendrickson gegründeten Kollektiv CHEAP. Seit 2007 kuratiert und präsentiert sie die Performance-Filmreihe Rising Stars, Falling Stars, die unter der Schirmherrschaft des Arsenal Institut für Film und Videokunst im silent green Kulturquartier gezeigt wird. Sie ist regelmäßig Gastprofessorin an Colleges, Kunsthochschulen und Universitäten auf der ganzen Welt. Dort lehrt sie anhand der DBD-Methode (doing-by-doing) ihre stachelige Form der Live-Kunst.

Raúl de Nieves ist Multimediakünstler, Performer und Musiker. Zu seiner Arbeit gehören narrative Gemälde, dekadente Multimedia-Performances (oft mit seiner Band Haribo), große figurative Skulpturen, Live-Musik, bunte, üppig verzierte Schuhe sowie Kleidungsstücke. De Nieves hat in zahlreichen Museen und Galerien ausgestellt, darunter Mendes Wood DM (São Paulo), MoMA PS1, The Museum of Art and Design, Rod Bianco (Oslo) und Shoot the Lobster (New York). Als Performer ist er unter anderem bei Artists Space, BOFFO, The Kitchen, MoMA PS1 und Performa 13 aufgetreten. 2017 nimmt er an der Whitney Biennial teil. De Nieves lebt in Brooklyn.

Chto Delat entstand im Mai 2003 in Sankt Petersburg bei der Aktion Die Neugründung von Petersburg. Kurz danach brachte die zu diesem Zeitpunkt noch namenslose Gruppe erstmals eine internationale Zeitung unter dem Titel Chto Delat? (Was tun?) heraus. Chto Delat betrachtet sich als selbstorganisierte Plattform für vielseitige kulturelle Aktivitäten und verfolgt die Absicht, die „Produktion von Wissen“ zu politisieren, indem die heutige Kulturpraxis als engagiert und selbstbestimmt neu definiert wird. Dazu sieht sich die Gruppe als künstlerische Zelle. 2013 rief Chto Delat mit der School of Engaged Art in Sankt Petersburg eine Bildungsplattform ins Leben und betreibt außerdem Rosa’s House of Culture. Ihr künstlerisches Schaffen erstreckt sich über viele Medienbereiche und umfasst Kunstprojekte, Seminare und öffentliche Kampagnen. Alle Aktivitäten werden von einer Kerngruppe koordiniert. Dazu gehören Tsaplya Olga Egorova (Künstlerin), Artiom Magun (Philosoph), Nikolay Oleynikov (Künstler), Natalia Pershina/Glucklya (Künstlerin), Alexey Penzin (Philosoph), Alexander Skidan (Lyriker, Kritiker), Oxana Timofeeva (Philosophin), Dmitry Vilensky (Künstler) und Nina Gasteva (Choreographin).

Ana Dević ist Mitglied des kuratorischen Kollektivs What, How & for Whom (WHW), das 1999 in Zagreb und Berlin gegründet wurde. Das Kollektiv besteht aus Ivet Ćurlin, Ana Dević, Nataša Ilić, Sabina Sabolović und dem Designer und Publizisten Dejan Kršić. WHW organisiert Produktionen, Ausstellungen und Verlagsprojekte und leitet die Galerie Nova in Zagreb. Seit seiner ersten Ausstellung 2000 hat WHW zahlreiche internationale Projekte kuratiert, darunter Collective Creativity im Fridericianum 2005, die 11. Istanbul Biennale What Keeps Mankind Alive? (2009), One Needs to Live Self-Confidently…Watching für den kroatischen Pavillon auf der 54. Biennale Venedig (2011), Really Useful Knowledge im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid (2014) sowie David Maljković, Retrospective by appointment in der Galerie Nova (2015).

Maria F Dolores ist bildende Künstlerin und Performerin. Sie hat an zahlreichen Ausstellungen und kollaborativen Projekten teilgenommen, in denen die Bereiche Kunst, Sex und Politik ineinander übergehen. 2015 erhielt sie ein fünfmonatiges Stipendium, um in Athen den kollektiv betriebenen hybriden Ausstellungs- und Veranstaltungsraum AMOQA (Athens Museum of Queer Arts) ins Leben zu rufen.

Forensic Architecture ist eine Forschungseinrichtung am Goldsmiths, University of London. Das Team aus Architekt_innen, Wissenschaftler_innen, Filmemacher_innen, Designer_innen und Anwält_innen erstellt Raumanalysen und präsentiert seine Forschungsergebnisse auf juristischen und politischen Foren.

Stefanos Levidis ist ein Athener Architekt. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Forensic Architecture und forscht derzeit zum Mord an Halit Yozgat durch den NSU in Kassel. Außerdem ist er Doktorand am Centre for Research Architecture am Goldsmiths College und beschäftigt sich anhand von praktischer Raumrekonstruktion mit den Themen Vertreibung, Territorium und Sichtbarkeit an den Grenzen Europas. Levidis lebt und arbeitet in London.

María Galindo wurde in Bolivien geboren. Sie ist Gründerin des anarchofeministischen Kollektivs Mujeres Creando. Die engagierte Aktivistin nutzt für ihr Anliegen verschiedene Medien wie Radio, Graffiti, audiovisuelle Produktion und Text. Derzeit ist sie eine der Leiterinnen von Radio Deseo, einem in La Paz und El Alto ansässigen Hörfunksender.

Initiative 6. April: Am 6. April wurde Halit Yozgat in Kassel vom NSU (Nationalsozialistischen Untergrund) ermordet. Gemeinsames Anliegen aller Beteiligten ist die Auseinandersetzung mit den NSU-Morden, ihren Voraussetzungen und Folgen. Die Initiative 6. April will diese Taten insbesondere auf den lokalen Kontext Kassel bezogen betrachten. Es geht ihr darum, kritisch zu fragen, in was für einem gesellschaftlichen Klima dieser Terror so lange unentdeckt möglich war, und dadurch für Aufklärung zu sorgen. Dabei konzentriert sie sich auf die Perspektive von Migrant_innen und allen, die von Rassismus betroffen sind.
Serdar Kazak ist Kolumnist und Mitglied der Initiative 6. April.
Lilimor Kuht macht politische Bildungsarbeit für BiLaN (Bildungsinitiative Lernen aus dem NSU) und ist Mitglied der Initiative 6. April.
Fritz Laszlo Weber ist Aktivist und Künstler und beschäftigt sich in seiner Arbeit mit den historischen und aktuellen Verhältnissen kommunaler Lebensformen. Er untersucht dabei kritisch die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen von technologischen Ensembles wie Architekturen, Infrastrukturen und Medien. Derzeit ist Weber Teil der Vorbereitungsgruppe für das Tribunal „NSU-Komplex auflösen“.

iQhiya ist ein in Kapstadt und Johannesburg ansässiges Kollektiv junger schwarzer Frauen. iQhiya arbeitet interdisziplinär mit zahlreichen künstlerischen Medien wie Performance, Installation, Video, Fotografie und Drucktechnik. Das elfköpfige Kollektiv besteht aus Thulile Gamedze, Lungiswa Gqunta, Bronwyn Katz, Bonolo Kavula, Matlhogonolo Kelapile, Pinky Mayeng, Thandiwe Msebenzi, Sethembile Msezane, Sisipho Ngodwana, Asemahle Ntlonti und Buhlebezwe Siwani. Als Kollektiv begibt sich die Gruppe auf gedankliche Entdeckungsreise, um herauszufinden, wer sie sind und welche Rolle sie innerhalb der kreativen Szene einnehmen, und präsentiert seine gemeinsam produzierten Arbeiten vor Publikum. Gleichzeitig ist das Kollektiv aber auch ein Netzwerk, in dem die Arbeit jeder Künstlerin zur Entstehung einer dynamischen Gemeinschaft kreativer schwarzer Frauen beiträgt und die Künstlerinnen sich mit ihren persönlichen und beruflichen Erfahrungen gegenseitig inspirieren.

Alfredo Jaar ist chilenischer Künstler, Architekt und Filmemacher. Zu seinen Arbeiten gehören Installationen, Fotoarbeiten, Filme und Gemeindeprojekte, die sich mit notleidenden Menschen in Krisengebieten und dem Verhältnis von Erster und Dritter Welt auseinandersetzen. In seiner Kunst untersucht er die Übersättigung von Bildern in zeitgenössischen Medien sowie die Grenzen der Kunst bei der Darstellung von Gräueltaten und macht auf globale Machtverhältnisse und Ausbeutung aufmerksam. Jaar lebt und arbeitet in New York.

Max Jorge Hinderer Cruz ist bolivianisch-deutscher Autor, Herausgeber und Philosoph. Zu seinen Forschungsgebieten gehören materialistische Ästhetik, koloniale Ökonomie und lateinamerikanische Kunstgeschichte. Er ist Gründungsmitglied des Seminário Público Micropolíticas in São Paulo und seit 2014 Programmkoordinator des P.A.C.A. (Programm für autonome Kulturaktionen). Von 2008 bis 2011 war er Ko-Kurator des Ausstellungs- und Publikationsprojekts Principio Potosí (Das Potosí-Prinzip), das im Museo Reina Sofía in Madrid, im Haus der Kulturen der Welt in Berlin und im Museo Nacional de Arte (MUSEF) in La Paz zu sehen war. Er ist Autor des Buches Hélio Oiticica and Neville D’Almeida: Block-Experiments in Cosmococa – Program in Progress (2013) und Mitherausgeber zahlreicher Sammelbände, darunter Kunst und Ideologiekritik nach '89 (2014). Hinderer Cruz lebt und arbeitet in São Paulo.

Nelli Kambouri ist Gender-Wissenschaftlerin und arbeitet seit 2005 am Center for Gender Studies am Institut für Sozialpolitik der Panteion-Universität Athen. Sie lehrt zu den Themenfeldern Gender, Arbeit und Sozialpolitik und forscht zu Gender und Logistik. Vor kurzem hat sie ein Forschungsprojekt zum Thema Gender, Wissenschaft und Technik an der Foundation for Research and Technology – Hellas (FORTH) auf Kreta abgeschlossen. Ihre Forschungsarbeiten, Lehrtätigkeiten und Veröffentlichungen konzentrieren sich auf die Verbindungen zwischen Gendertheorie, Migration, Prekariat und sozialen Bewegungen. Zurzeit liegt ihr Hauptaugenmerk darauf, die „Krise“ in Griechenland aus der Perspektive der Theorie des Postkolonialismus und der Dekolonisationsbewegungen zu befragen. Kambouri lebt und arbeitet in Athen.

Thanasis Kampagiannis hat Jura an der Aristoteles-Universität Thessaloniki studiert. Er hat ein Masterstudium in Politikwissenschaft und Geschichte an der Panteion-Universität Athen absolviert, Thema seiner Abschlussarbeit war die Geschichte der Gewerkschaften und der sozialistischen Bewegung in Griechenland zwischen den Weltkriegen. Kampagiannis engagiert sich aktiv in der antifaschistischen und antirassistischen Bewegung. Zurzeit ist er als Anwalt tätig und vertritt im Prozess gegen Mitglieder der Goldenen Morgenröte die ägyptischen Fischer, die in ihrem Zuhause von einem Schlägertrupp der neonazistischen Partei überfallen wurden.

Kassel postkolonial hat sich 2015 gegründet, um sich mit den lokalen historischen und aktuellen Bezügen zum Kolonialismus zu beschäftigen.

Evelyn Wangui, alias Miss Eve., ist Bildkünstlerin. Zu ihren Arbeiten zählen Comics, multilinguale Texte, GIF-Animationen und Installationen, in denen sie der Frage nachgeht, wie Macht in einer globalisierten Welt Identität bestimmt. Ihre Arbeiten widmen sich der Dekonstruktion von Bildern, die in Zusammenhang mit kolonialer/neokolonialer/postkolonialer Geschichte stehen, besonders im Bereich der Popkultur.

Grada Kilomba ist portugiesische interdisziplinäre Künstlerin und Autorin. Ihrer Arbeit schöpft aus den Themen Erinnerung, Trauma, Ethnizität, Gender und postkoloniale Gegenwart. Ihre Texte wurden in mehrere Sprachen übersetzt und in vielen Ländern vorgetragen. Ihre Kunst wurde an renommierten Orten gezeigt, zum Beispiel auf der 32. Bienal de São Paulo 2016, auf der Rauma Biennale Balticum 2016 und im selben Jahr auf der Art Basel. Sie ist vor allem bekannt für ihre unkonventionellen Texte und ihren „subversiven Einsatz künstlerischer Mittel, mit denen sie Text in Performance verwandelt und ihren geschriebenen Werken Körper, Stimme und Bilder verleiht“. Sie arbeitet mit zahlreichen Kunstformen, darunter Videoinstallationen, szenischen Lesungen, Performances, Textkollagen, dreidimensionalen Arbeiten und Klanginstallationen. Kilomba lebt und arbeitet in Berlin.

Dimitris Kousouris ist Universitätsassistent am Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien. Er hat zeitgenössische Geschichte an den Universitäten Kreta, Chicago, Columbia sowie an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris gelehrt. Seine Forschungsschwerpunkte sind moderne griechische Geschichte, internationale Geschichte und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Sein erstes Buch befasst sich mit den Prozessen gegen Nazi-Kollaborateure im Griechenland der Nachkriegszeit. Zurzeit forscht er über den Einfluss von Kriegen, Bürgerkriegen und Revolutionen auf Politik und Gesetzgebung im Europa des 20. Jahrhunderts. Dazu arbeitet er an einem Projekt über Bevölkerungsbewegungen während der Griechischen Revolution (1821–1828). Kousouris lebt und arbeitet in Wien.

Olga Lafazani hat Wirtschafts- und Regionalentwicklung an der Panteion-Universität in Athen studiert und ein Masterstudium in Stadt- und Regionalplanung am Fachbereich Architektur der Nationalen Technischen Universität abgeschlossen. Sie hat bei diversen Forschungsprojekten mitgearbeitet. Ihre wissenschaftlichen Interessen liegen bei den Themen Migration, Grenzen/Grenzziehungen, Gender und Raum/Ort. Seit 2000 engagiert sie sich in antirassistischen Kollektiven und verschiedenen Netzwerken für soziale und politische Rechte. Im vergangenen Jahr war sie an der Aktion City Plaza beteiligt, bei der ein leer stehendes Hotel besetzt wurde, das heute 400 Flüchtlingen eine Unterkunft bietet.

Lotic ist der DJ und Produzent J’Kerian Morgan. Er ist in Houston, Texas, aufgewachsen, lebt jetzt in Berlin und legt bei den berühmten Janus-Partys auf. In den letzten Jahren hat sich Morgan zu einer der originellsten Stimmen in der Berliner Clublandschaft entwickelt. Lotic ist bekannt für seinen Hang zum Abstrakten. Seine Auftritte sind Hybriden aus Live-Konzert und DJ-Set. Er mischt nervenzerfetzende Bässe und taumelnde Hip-Hop-Rhythmen mit zeitgenössischen R&B-Splittern und weichen Hi-Hat-Sounds und treibt die Crowd zum hemmungslosen Feierwahnsinn.

Mattin ist Geräusch- und Improvisationskünstler aus Bilbao. Derzeit lebt er in Berlin. In seinen Live-Performances, Tonaufnahmen und Texten thematisiert er die sozialen und ökonomischen Strukturen experimenteller Schall- und Kunstproduktion. Mit seinem konzeptionellen Ansatz hinterfragt er das Wesen, die Parameter und die Konventionen des Improvisierens, besonders das Verhältnis zwischen „Freiheit“ und ständiger Erneuerung, Begriffe, die üblicherweise mit der Improvisation assoziiert werden.

Zoe Mavroudi ist Filmemacherin, Dramatikerin, preisgekrönte Drehbuchautorin und Schauspielerin. Ihre Theaterstücke wurden in Europa und den USA aufgeführt. Ihr erster Film, die Dokumentation Ruins: Chronicle of an HIV witch-hunt, wurde von unabhängigen griechischen Journalisten und Medien koproduziert. Der Film wurde in vielen Ländern im Kino und an Universitäten gezeigt und lief in Griechenland im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Mavroudi lebt und arbeitet in London.

Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Curator at Large der documenta 14, ist freischaffender Kunstkurator und Biotechnologe. Er ist Gründer und künstlerischer Direktor des Kunstraums SAVVY Contemporary Berlin und Chefredakteur des SAVVY Journal for critical texts on contemporary African art. Zu seinen jüngsten kuratorischen Projekten gehören Unlearning the Given: Exercises in Demodernity and Decoloniality of Ideas and Knowledge, SAVVY Contemporary (2016); If You Are So Smart, Why Ain’t You Rich? Gesprächsprogramm für Wir Sind Alle Berliner: 1884–2014, Institute for Cultural Inquiry Berlin (2015); Satch Hoyt, Riding Celestial Vessels, Galerie Wedding, Berlin (2015) und Emeka Ogboh, No Food for Lazy Man, Galerie Wedding, Berlin (2015). Er ist Ko-Kurator des einjährigen Kunstprojekts An Age of Our Own Making for Images, Holbæk, Roskilde und Kopenhagen (2016). Bonaventure Soh Bejeng Ndikung lebt und arbeitet in Berlin.

Yannis Nifakos ist ein in Athen lebender Rapper und Mitglied von Pavlos Fyssas’ Band (E13, ΝΤΟΠΑΖ [ntopaz].

Angelo Plessas ist bildender Künstler. Im Zentrum seiner Arbeit steht eine Vernetzung von Offline- und Online-Bereichen, durch die sich beide Zustände besser begreiflich machen lassen. In den letzten fünf Jahren hat er die jährlichen einwöchigen Zusammenkünfte der Eternal Internet Brotherhood/Sisterhood sowie das Experimental Education Protocol organisiert. Er ist außerdem Initiator der Noospheric Society. Plessas lebt und arbeitet in Athen.

Paul B. Preciado ist Philosoph, Kurator und Transgender-Aktivist sowie einer der führenden Denker auf dem Gebiet der Gender- und Sexualpolitik. Derzeit ist er Kurator der Öffentlichen Programme der documenta 14. Preciado lebt und arbeitet in Athen.

Tatiana Roque ist Professorin und Vorsitzende des Lehrendenverbands an der Universidade Federal do Rio de Janeiro. Roque gehört zu den führenden Stimmen im Protest gegen die aktuellen Austeritätsmaßnahmen. Sie beschäftigt sich mit französischer Philosophie, politischer Theorie und Wissenschaftsgeschichte. Dazu schreibt sie über die Proteste in Brasilien, den Einfluss des Neoliberalismus auf Subjektivitäten und über die Probleme, mit denen sich die politische Linke derzeit konfrontiert sieht. Roque ist Mitherausgeberin des feministischen Magazins Revista DR (www.revistadr.com.br) und Mitglied von P.A.C.A. (Program for Autonomous Cultural Action). Roque lebt und arbeitet in Rio de Janeiro.

Natascha Sadr Haghighian ist Mitglied der Vorbereitungsgruppe für das Tribunal „NSU-Komplex auflösen“ und engagiert sich außerdem im Kampf gegen Rassismus und Faschismus. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Mittelpunkt von Georgia Sagris Praxis ist die Erforschung der Performance als sich stetig entwickelndes Feld im gesellschaftlichen und visuellen Leben. Ihre Arbeit ist geprägt von ihrem fortlaufenden Engagement in sozialen und politischen Bewegungen, die sich für Autonomie, Empowerment und Selbstorganisation einsetzen (Void Network, 1997–2001; Occupy Wall Street, 2011; Besetzung des Embros Theaters, 2012/13). Sie gründete das Audiomagazin FORTE (www.magazinforte.com) und SALOON, ein fortlaufendes kuratorisches Projekt. Sagri lebt und arbeitet in New York und Athen.

Ulrich Schneider war lange an der Universität Kassel tätig und ist nun Lehrer für Deutsch und Geschichte in Bebra. Seine Fachgebiete sind Germanistik, Geschichte und politische Wissenschaft. Er ist Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR). Er hat zahlreiche Bücher über antifaschistischen Widerstand, regionale Geschichte und über den Neofaschismus heute veröffentlicht.

Schwabinggrad Ballett ist ein Anfang der Nullerjahre in Hamburg gegründetes politisches Performancekollektiv, Arrivati eine Vereinigung von Flüchtlingen und farbigen Menschen. Seit zwei Jahren arbeiten die beiden Kollektive zusammen. Bei Demonstrationen und auf der Straße haben sie gemeinsam eine Art experimentelle Tanzmusik entwickelt, die auf leicht zu transportierenden Musikinstrumenten gespielt werden kann, zum Beispiel abgenutzten Trommeln, analogen Synthesizern, Melodicas, Glocken, Congas, Samplern aus den 1990er Jahren oder einem Böhmat, einer Art elektrischer Orgel mit brechtianischem Klang. Ihre musikalischen Experimente erschienen 2016 auf dem Album Beyond Welcome, das sich mit dem Thema Grenzen, mit Jazz, Postpunk, elektronischer Afrokraut-Musik, mit Deutschen und Nicht-Deutschen auseinandersetzt. Beyond Welcome ist nicht zuletzt eine Live-Show mit zehn sich völlig verausgabenden Musikern.

Lerato Shadi setzt ihre künstlerische Arbeit ein, um sich in der Welt zu verorten – als Frau, als Schwarze und als Südafrikanerin. Sie erkundet die zweifelhaften Unterstellungen, die auf den schwarzen weiblichen Körper projiziert werden, und geht der Frage nach, inwieweit Performance, Video und Installation einen künstlerischen Raum für die Auseinandersetzung mit Vorurteilen schaffen, indem sie den Körper gleichzeitig sichtbar und unsichtbar macht. Shadi lebt und arbeitet in Berlin.

Stavros Stavrides ist Associate Professor im Fachbereich Architektur der Nationalen Technischen Universität Athen. Dort gibt er ein Bachelorseminar zum Thema sozialer Wohnungsbau und ein Masterseminar über die Bedeutung der großstädtischen Erfahrung. Er hat fünf Bücher (und zahlreiche Artikel) zum Thema Raumtheorie veröffentlicht: The Symbolic Relation to Space (1990), Advertising and the Meaning of Space (1996), The Texture of Things (1996), From the City-as-Screen to the City-as-Stage (2002, National Book Award), Suspended Spaces of Alterity (2010), und Towards the City of Thresholds (auf Englisch, 2010). Derzeit sind seine Forschungsschwerpunkte das emanzipatorische Potenzial räumlicher Praxis und Urban Commoning. Stavrides lebt und arbeitet in Athen.

Adam Szymczyk ist Mitbegründer der Foksal Gallery Foundation in Warschau, für die er von 1997 bis 2003 als Kurator tätig war. Von 2003 bis Ende 2014 war er Direktor der Kunsthalle Basel und hat dort über hundert Ausstellungen organisiert. 2008 kuratierte er gemeinsam mit Elena Filipovic die 5. Berlin Berlinale für zeitgenössische Kunst mit dem Titel When things cast no shadow. Er ist Mitglied des Vorstands des Museums für Moderne Kunst in Warschau. 2011 erhielt er von der Menil Foundation in Houston den Walter Hopps Award für herausragende kuratorische Leistungen. Im November 2013 wurde er von einer unabhängigen internationalen Jury zum Künstlerischen Leiter der documenta 14 berufen. Szymczyk lebt und arbeitet derzeit in Athen.

The Boy ist Regisseur von vier Spielfilmen, die auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt wurden. Außerdem hat The Boy Musikvideos gedreht und Theaterstücke inszeniert. Als Musiker hat er über zwanzig Platten veröffentlicht, darunter unterschiedliche Projekte, und über 400 Konzerte gegeben. The Boy lebt in Athen.

Eleftheria Tompatzoglou ist Anwältin und Mitglied der Athener Anwaltsvereinigung. Ihr Jurastudium absolvierte sie an der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen. Als Anwältin vertritt sie die Familie des ermordeten Pavlos Fyssas im Prozess gegen ein Mitglied der Goldenen Morgenröte.

Margarita Tsomou ist griechische Autorin, Verlegerin, Dramaturgin und Kuratorin. Sie gibt das pop-feministische Missy Magazine heraus und schreibt für deutsche Zeitungen und das Radio. Ihre künstlerischen und kuratorischen Projekte wurden an verschiedenen Theatern realisiert. Dazu gehören das Hebbel am Ufer Berlin, das Maxim Gorki Theater und die Volksbühne in Berlin, Kampnagel in Hamburg sowie das Onassis Cultural Center in Athen. Derzeit stellt sie ihr Buch zum Thema „Representation of the Many“ fertig, das sich im Kontext der griechischen „Indignados-Bewegung“ und der Besetzung des Syntagma-Platzes 2011 in Athen bewegt. Sie gehört dem Verlagskollektiv b_books in Berlin und der künstlerischen Aktivist_innengruppe Schwabinggrad Ballett in Hamburg an. Tsomou lebt und arbeitet in Berlin und auf der griechischen Insel Skiathos.

Cecilia Vicuña ist Dichterin, Künstlerin, Filmemacherin und Aktivistin. Ihre Arbeit befasst sich mit Umweltzerstörung, Menschenrechten, kultureller Homogenisierung und anderen zentralen Problemen der modernen Welt. Sie ist in Santiago de Chile geboren und aufgewachsen. Nach dem Militärputsch gegen den gewählten Präsidenten Salvador Allende ging sie Anfang der 1970er Jahre ins Exil. Vicuña begann ihre künstlerische Tätigkeit Anfang der 1960er Jahre in Chile, um „eine alte Stille zu hören, die gehört werden wollte“. Ihre multidimensionalen Arbeiten beginnen als Gedicht, als Bild, das sich in einen Film verwandelt, als Lied, als Skulptur oder als Kollektivperformance. Ihre vergänglichen ortsspezifischen Performance-Installationen in der freien Natur, auf Straßen und in Museen verbinden das Rituelle mit der Assemblage. Vicuña lebt und arbeitet in Santiago de Chile und New York.

Evelyn Taocheng Wang ist Künstlerin und lebt in Amsterdam. Mit ihrer vielseitigen Kunst – Wang arbeitet mit klassischen Zeichnungen und Gemälden, aber auch mit Videos und Performances – hinterfragt sie scheinbar fixe Vorstellungen von Identität, Gender, Rollen, Ethnizität und sozialer Herkunft. In den letzten Jahren interessiert sich Wang vor allem für „Körperkultur“ und erforscht mit subjektivem Blick verschiedene (Kunst-)Geschichten des Körpers. Wang hat an der Städelschule in Frankfurt studiert und war von 2012 bis 2014 Gastkünstlerin am De Ateliers. 2016 wurde sie im Kunstmuseum Bonn mit dem Dorothea von Stetten Kunstpreis ausgezeichnet und war Teilnehmerin der Manifesta 11 in Zürich. 2017 folgte eine Einzelausstellung im Frans Hals Museum | De Hallen Haarlem.

Niovi Zarampouka-Chatzimanou hat Architektur an der Universität Thessaloniki studiert und an der Panteion-Universität Athen ihren Master in Kulturmanagement erworben. Sie hat an verschiedenen Kunstprojekten in Griechenland und Italien mitgewirkt. 2015 ko-kuratierte sie in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Museum für Zeitgenössische Kunst (EMST) das Projekt ΜΕSA Museum of People’s Free Thinking, in dem sie mit Studierenden die Zustände in verschiedenen griechischen Gefängnissen und Rehabilitationseinrichtungen untersuchte. Derzeit ist sie auf der documenta 14 in Athen verantwortlich für die Kooperation mit Communities.

Arnisa Zeqo ist eine Athener Kunsthistorikerin. 2011 mitbegründete sie rongwrong, einen Raum für Kunst und Theorie in Amsterdam. Vor Kurzem erhielt sie das Kuratorenstipendium des Center for Curatorial Studies at Bard College. Dort beschäftigte sie sich mit Kunst an der Grenze zum Performativen und schrieb den Essay „Let’s Spit on Szeemann“. Derzeit arbeitet sie im Athener Team der documenta 14 als Koordinatorin des Vermittlungsprogramms.

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