Die Gesellschaft der Freund_innen von Halit: SPOTS
mit Aysun Bademsoy, Mareike Bernien, Madeleine Bernstorff und Cana Bilir-Meier

SEP
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Presentation und Filmvorführung
20–22 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, Kassel
Als Livestream verfügbar
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Die Gesellschaft der Freund_innen von Halit präsentiert einige SPOTS-Filme, die filmisch und bildpolitisch eine (Gegen-)Erzählung über den NSU-Komplex ermöglichen.

Vom 17. bis 21. Mai 2017 fand in Köln-Mülheim das „Tribunal NSU-Komplex auflösen“ statt. SPOTS sind kurze audiovisuelle Interventionen zu Facetten des NSU-Komplexes, die unter anderem zur Mobilisierung für das Tribunal entstanden sind. Der Begriff „NSU-Komplex“ zielt auf die Verflechtung von Nazi-Terror, Rassismus und staatlicher Involviertheit.

Bis heute ist die Mord- und Anschlagsserie des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) nicht vollständig aufgeklärt. Offene Fragen gibt es unter anderem zum rechtsradikalen Umfeld des NSU sowie zur Rolle des Verfassungsschutzes, der zahlreiche Informanten im Umfeld der Täter hatte.

Deutlich geworden ist hingegen, wie tief Rassismus in Deutschland verankert ist. Dieser Zustand hat nicht nur die Taten des NSU ermöglicht, sondern auch Ermittlungsmethoden und öffentliche Diskurse hervorgebracht, die von den Betroffenen als „die Bombe nach der Bombe“ bezeichnet wurden.

Wie können wir das Feld des Sichtbaren so verändern, dass rassistische Strukturen anklagbar und (post-)migrantische Realitäten und Perspektiven unübersehbar und unüberhörbar werden?

SPOTS verstehen Ästhetik als politisches Handeln. Sie setzen der dominanten täterfixierten Bildpolitik und den medialen Überschreibungen rund um den NSU-Komplex etwas entgegen. Sie drehen Sichtbarkeiten um, stellen Widerstandsgesten dar, formulieren Fragen und Anklagen. Und wollen so eine breitere gesellschaftliche Debatte anstoßen.

Zur Präsentation im Parlament der Körper werden SPOTS vorgestellt durch Aysun Bademsoy, Mareike Bernien, Madeleine Bernstorff, Cana Bilir-Meier und Ayşe Güleç. Eine Auswahl der 23 SPOTS bietet den Rahmen für das Gespräch über ihre Hintergründe und für Berichte vom Tribunal.

Koordiniert von Ayşe Gülec, Initiative 6. April, und Kassel postkolonial

belit sağ, (against) randomness, 2017

Aysun Bademsoy studierte Publizistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitet als Dokumentarfilmerin und Drehbuchautorin über die zweite und dritte Generation der türkischen Migranten. Mit Filmen wie Mädchen am Ball (1995), Nach dem Spiel (1997), Ich gehe jetzt rein (2008), Am Rande der Städte (2005/2006) oder Zyklop (2015/16) zeichnet sie Bilder Deutschlands, die durch Migration verändert werden. Derzeit arbeitet Bademsoy an der Recherche zu einem Dokumentarfilm zum NSU.

Mareike Bernien arbeitet als Künstlerin und Lehrende zwischen performativem Film, Sound und Text. Mit einem medienarchäologischen Ansatz hinterfragen ihre Arbeiten ideologische Gewissheiten von Repräsentation, ihre materiell-technologischen Voraussetzungen und historischen Kontinuitäten. Zu ihren letzten Filmen gehören: Tiefenschärfe (2016/17) gemeinsam mit Alex Gerbaulet; Rainbow's Gravity (2014) gemeinsam mit Kerstin Schroedinger.

Madeleine Bernstorff, Autorin und Filmkuratorin, beschäftigt sich in publizistischen, künstlerischen - oft kollaborativen und Recherche-basierten Projekten - mit dem Kino der Avantgarden und den Widerstandsbewegungen in Verbindung mit feministischer Filmtheorie. Sie ist Mitglied der Auswahlkommission der Kurzfilmtage Oberhausen und unterrichtet Filmgeschichte.

Cana Bilir-Meier studierte Kunst/Digitale Medien und Kunstpädagogik an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie arbeitet als Pädagogin, Filmemacherin und Kuratorin in Wien und München und lehrte an mehreren Orten als Gastdozentin wie an der Universität zu Köln, Weißensee Kunsthochschule sowie Kunstuniversität in Linz.

Ayşe Güleç, bei der documenta 14 verantwortlich für die Kooperation mit Communities, ist eine Sozialpädagogin und Kulturarbeiterin. Seit 2016 hat sie sich darauf konzentriert, soziale und sozialpolitische Beziehungen zwischen der documenta 14 und verschiedenen (trans-)lokalen Communities und Kontexten zu schaffen. Güleç arbeitet seit 1989 als Sozialpädagogin im Kulturzentrum Schlachthof in Kassel. Zu den Schwerpunkten ihrer Tätigkeit zählen unter anderem Migration und kulturelle Bildung. Zudem ist sie in selbstorganisierten Initiativen und Netzwerken in den Bereichen Antirassismus, postkoloniale Studien sowie kritischer Migrationsforschung aktiv.

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