Elisabeth Wild

(Von oben links im Uhrzeigersinn) Elisabeth Wild, Ohne Titel (2016), Collage, 20,5 × 20 cm; Ohne Titel (2015), Collage, 31 × 26 cm; Ohne Titel (2015), Collage, 24,5 × 20 cm; Ohne Titel (2016), Collage, 24,5 × 19,5 cm, Elisabeth Wild und Proyectos Ultravioleta, Guatemala-Stadt

Elisabeth Wild, Fantasias, 2016–17, Collagen, Athener Konservatorium (Odeion), documenta 14, Foto: Mathias Völzke

Elisabeth Wild, Fantasias, 2016–17, Collagen, Installationsansicht, Neue Galerie, Kassel, documenta 14, Foto: Mathias Völzke

Nací en Viena (Austria) el 6 de febrero de 1922. En 1938 emigré con mis padres, Franz und Stefanie Pollak, a la Argentina, a Buenos Aires. Aprendí a pintar con un artista de la Academia de Arte de Viena, Eichhorn. En el Círculo de Bellas Artes de Buenos Aires dibujé desnudos con un maestro. Pude participar en exposiciones en Buenos Aires y Mar del Plata. Me ganaba la vida haciendo diseños para imprimir sobre tela. Así conocí a mi esposo, August Wild, de nacionalidad suiza. Tuvimos una hija, Vivian, que nació en 1949. En 1962 nos mudamos a Basilea, Suiza. Allí abrí una tienda de antiguedades en un edificio histórico. En 1996 me trasladé a Panajachel (Guatemala) para vivir con mi hija, donde participé en varias exposiciones. Mis trabajos más recientes son collages.

Dies ist die Lebensgeschichte von Elisabeth Wild, 2012 in zwölf knappen Sätzen von der Künstlerin selbst erzählt, in ihrem ganz eigenen Spanisch. Wilds umfangreiche Biografie umfasst nahezu das gesamte 20. Jahrhundert und beginnt in Wien, wo sie als Kind einer jüdischen Weinhändlerfamilie zur Welt kam. Diese flüchtete vor dem nationalsozialistischen Regime nach Argentinien, wo Wild ihren Lebensunterhalt als Textildesignerin bestritt und den Textilunternehmer August Wild heiratete. Auch ihre Tochter Vivian wurde hier geboren. 1962 veranlasste das von Juan Peróns rechtsgerichtetem Kurs geprägte politische Klima die Familie, nach Basel zu übersiedeln, wo Wild ein Antiquitätengeschäft führte. Im Jahr 1996 kehrte sie mit Vivian (Suter) nach Lateinamerika zurück, um in Panajachel am Atitlán-See zu leben. Dort haben Mutter und Tochter, trotz aller Beschaulichkeit und Schönheit des gemeinsamen Lebens und Arbeitens am Rande des tropischen Regenwalds, Naturkatastrophen und menschliche Grausamkeit kennengelernt: Hurrikans und Schlammlawinen verwüsten ihr Anwesen, und nach wie vor bedrohen lokale Narcos Dorfbewohner_innen und Gringos gleichermaßen.

Zurzeit beschäftigt sich Wild mit Collagen. In einem täglichen meditativen Prozess blättert sie durch Lifestylemagazine und schneidet einzelne Seiten aus, ein Ritual, das ihrem inneren Erleben Gestalt verleiht und eine Flucht vor dem Bekannten ermöglicht. Diese Ausschnitte aus Hochglanzpapier schaffen eine kristalline Architektur, die Seite um Seite füllt – Wilds Arbeit befasst sich vorrangig mit der unbelebten, gebauten, mineralischen Welt und kann als Sediment einer Ikonografie des cool chic verstanden werden: Praktisch alles kann ihre Aufmerksamkeit erregen, von der Lippenstiftwerbung über Luxusinterieurs bis hin zu Modeaccessoires. Dabei geht sie wie eine Sammlerin vor und trägt Elemente irdischen Glamours und Glitters zusammen, um sie aus der Welt des Konsums zu befreien und allzu Vertrautes in neue Bilder zu transformieren. Wilds kaleidoskopische Welten – die Künstlerin selbst bezeichnet sie als Fantasías – üben einen eigenen, ganz speziellen Reiz aus.

— Adam Szymczyk

Gepostet in Öffentliche Ausstellung
Auszug aus dem documenta 14: Daybook