Keimena #40: An Opera of the World
von Manthia Diawara

Montag, 18. September 2017, 24.00 Uhr auf ERT2
An Opera of the World, 2017, Portugal/USA/Mali, 71 Min.
Regie: Manthia Diawara

In seinem Film An Opera of the World reflektiert der Filmemacher Manthia Diawara anhand einer Opernproduktion über die Migration von Menschen und Kulturen – vor allem zwischen Europa und Afrika.

2008 kehrte Diawara nach Bamako zurück, wo er 1953 geboren wurde, um die Proben für eine ausschließlich mit Afrikaner_innen besetzte Oper zu filmen. Bintou Were, a Sahel Opera, die auf einem Libretto des Dichters und Dramatikers Koulsy Lamko aus Tschad basiert, zeigt die Kämpfe einer jungen Frau, die nach mehrmaligen Vergewaltigungen schwanger geworden ist und nun nicht weiß, wer der Kindsvater ist. In der Hoffnung, außerhalb ihrer Heimat eine bessere Zukunft zu finden, trifft sie auf einen Menschenschmuggler, in dessen Begleitung sie sich auf eine Reise in den Norden aufmacht.

Bintou Were dient Diawaras sorgfältig komponiertem Filmessay als Ausgangspunkt. An Opera of the World verwebt dabei Dokumentarisches aus dieser einzigartigen afrikanischen Opernproduktion mit Interviews und historischem Filmmaterial zu Migration. Dabei begegnen wir vier bekannten Intellektuellen des öffentlichen Lebens, die mit dem Künstler befreundet sind und auch deshalb ihre Gedanken und Gefühle ohne Vorbehalte mitteilen: Fatou Diome, Alexander Kluge, Nicole Lapierre und Richard Sennett. Wir lernen die Hauptstadt Malis kennen, so wie sie heute ist, indem wir einen Blick auf Details hinter den Kulissen werfen: einen Ausflug zu einem Markt für Bekleidung und Textilien; ein Gespräch mit dem Verfasser des Librettos; die Badalabougou-Brücke über den Niger. Und wir besuchen auch das heutige Lesbos, wohin der Künstler gereist war, als er in Griechenland lebte.

Nach seiner Einladung zur documenta 14 entschied sich Diawara, diesen bereits lange geplanten Film in Athen zu schneiden, wobei er sich mit dem Cutter Kenan Akkawi zusammentat, dessen Familie rund dreißig Jahre zuvor, als Akkawi noch ein kleiner Junge war, selbst von Syrien nach Griechenland gekommen war. Diese Zusammenarbeitet verlieh dieser vielfältigen Geschichte von Migrationen zusätzliche Tiefe: einer Geschichte des Übergangs aus der Tradition gesungener Weisheiten, die die Kultur Westafrikas über Jahrhunderte bestimmte, in die Welt der Oper; einer der Überführung der Oper von Europa nach Afrika und einer der Überquerung der Kontinente durch Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben sind …

—Monika Szewczyk, Kuratorin documenta 14

Gepostet in Öffentliches Fernsehen am 18.09.2017