Keimena #23: Mababangong bangungot (Der parfümierte Albtraum)
von Kidlat Tahimik

Montag, 22. Mai 2017, 24.00 Uhr auf ERT2
Mababangong bangungot (Perfumed Nightmare), 1977, Deutschland/Philippinen, 93 Min.
Regie: Kidlat Tahimik

Der Autodidakt Kidlat Tahimik führte bei Perfumed Nightmare Regie und spielte darin auch die Hauptrolle. Der Film erzählt die Geschichte eines bescheidenen Jungen aus einer Kleinstadt, der einen „Jeepney“ fährt, einen jener vom US-Militär zurückgelassenen Lastwägen, die auf den Philippinen vor allem für den öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden. Als Fan der Technik des Weltraumzeitalters, der sich nach deren Segnungen sehnt, reist Kidlat von seinem philippinischen Dorf in eine europäische Metropole. Als er dort ankommt, muss er aber herausfinden, dass die Moderne genauso unmenschlich ist wie die postkoloniale Wirklichkeit, die er eben hinter sich gelassen hat.

Die Mitte der 1970er Jahre war für die Kunst und das Kino auf den Philippinen eine fruchtbare Zeit. Beide wurden durch die von den USA unterstützte „conjugal dictatorship“ [„Ehe-Diktatur“] von Ferdinand und Imelda Marcos eingeschränkt, zugleich aber auch angeregt. Ihr Mäzenatentum – das ebenso Avantgardekunst wie auch der Feier der indigenen Kultur zugutekam – ging mit der Tyrannei und den schlimmsten Exzessen eines auf dem Nepotismus basierenden Kapitalismus Hand in Hand. Doch nun, nach vier Jahrhunderten kolonialer Unterdrückung und einer äußerst uneinheitlichen Gesamtentwicklung, wiesen die vielen Probleme des Landes auf eine weitaus größere Welt, auf eine von Elektrotechnologien und ökonomischem Aufruhr vernetzte Welt. Es war die Geschichte, die wir heute „Globalisierung“ nennen und die auf den Philippinen im Jahr 1521, durch den portugiesischen Entdecker Ferdinand Magellan, einsetzte.

Kidlat wusste über all dies weitaus besser Bescheid als über das Filmemachen — er hatte seinen renommierten amerikanischen MBA erworben und als Ökonom in Paris gearbeitet. Perfumed Nightmare, sein erster Film, ist ein Meilenstein des unabhängigen Kinos, eine wackelige Brücke, die ein System, das zuvor die Erfahrung der Ersten von der der Dritten Welt abgetrennt hatte, kurzschließt.

—David Teh, Kurator, Kritiker und Assistenzprofessor an der Abteilung für Englische Sprache und Literatur an der Nationaluniversität von Singapur

Gepostet in Öffentliches Fernsehen am 22.05.2017
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