Keimena #13: Kanehsatake: 270 Years of Resistance
von Alanis Obomsawin

Montag, 13. März 2017, 24.00 Uhr auf ERT2
Kanehsatake: 270 Years of Resistance, 1993, Kanada, 119 Min.
Regie: Alanis Obomsawin

Kanehsatake: 270 Years of Resistance, ein Film der Regisseurin Alanis Obomsawin, widmet sich einer kleinen Kanien’kéha:ka-(Mohawk-)Gemeinschaft, die auch den meisten Kanadiern unbekannt geblieben war, bis am 10. März 1990 die Proteste begannen. Kanesatà:ke ist kein Indianerreservat, sondern wurde bereits 1717 von denjenigen, die auf Anordnung des Königs von Frankreich das Land aufteilten, zum „interimistischen Landgebiet“ erklärt. Die Kanien’kéha:ka, die man mit einem armseligen Gebiet von dreiundzwanzig Quadratkilometern abgespeist hatte, fertigten einen Wampum-Gürtel – eine Kette aus Wellhorn- und Quahog-Muschelschalen, die komplexe Bedeutungen trägt und als „lebendiges Verzeichnis“ der Gemeinschaft gilt –, um sicherzustellen, dass die Verordnung auch nicht vergessen werde.

Nichtsdestotrotz wurden nicht einmal diese Landrechte respektiert, und die Kanien’kéha:ka mussten sich seit diesen Zeiten gegen Ungerechtigkeiten wehren. Kanehsatake: 270 Years of Resistance zeichnet ein neues Kapitel in diesem historischen Ringen auf. 1989 entschied der Bürgermeister der angrenzenden Siedlung Oka, einen Golfplatz in das Gebiet der Kanien’kéha:ka hinein zu erweitern, wodurch die Ruhe traditioneller Begräbnisstätten gestört worden wäre. Angesichts der Auswirkungen eines solchen Vorgehens stellten sich Frauen, Krieger und die Ältesten aus Kanesatà:ke den Bauarbeitern in den Weg und blockierten im März 1990 den Zugang zur Baustelle.

Als die Konfrontation zu eskalieren drohte, wurden Polizeitruppen aus Quebec und die kanadische Armee herbeigerufen, was Gewehrschüsse und Tränengaseinsatz zur Folge hatte. Mohawks aus dem angrenzenden Kahnawake und Indigene aus ganz Kanada schlossen sich daraufhin den Protesten an, was zu einer bitteren Pattsituation führte, die 78 Tage anhielt.

Die Mainstream-Medien berichteten nur einseitig über die bewaffnete Belagerung, die unter dem Namen „Oka-Krise“ bekannt werden sollte. Obomsawins Dokumentarfilm bildet ein Porträt des Widerstands der Kanien’kéha:ka von der anderen – ihrer – Seite der Barrikade aus.

—Candice Hopkins, Kuratorin der documenta 14

Gepostet in Öffentliches Fernsehen am 13.03.2017