The Gramophone Effect
von Gilles Aubry & Robert Millis

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Ausgehend von historischen Berichten einiger Pioniere der Tonaufzeichnung wie Theobald Noble und Fred Gaisberg ­­­­­­­– Letzterer machte 1902 die ersten Tonaufnahmen in Indien – widmet sich der Klang-Essay The Gramophone Effect von Aubry und Millis dem Aufnehmen und Zuhören. „Grammophoneffekt“ nannte Jacques Derrida das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Festhalten einer Erinnerung und der Unmöglichkeit, lebendige Stimmen als solche zu bewahren. Der Ausdruck bezeichnet sowohl die entfremdende Gegenwart aufgezeichneter, wiederabgespielter Stimmen als auch das Verwandlungspotenzial dessen, was ungehört bleibt. In Abgrenzung zum unverhohlenen Exotismus in Nobles Beschreibung nutzen die Künstler noch andere Quellen, darunter Übersetzungen traditioneller bengalischer Lieder, einen Essay des Klangkünstlers Farah Mulla, Auszüge aus einem Gespräch mit dem Khasi-Volksmusiker Kerios Wahlang und einen neuen meditativen vom Text des Lakshmi-Tantra ausgehenden Gesang. The Gramophone Effect entstand Anfang 2016 aus einer Zusammenarbeit mehrerer indischer Künstler während eines gemeinsamen Künstleraufenthalts. Das Werk enthält außerdem frühindische Schellackaufnahmen, Feldaufnahmen aus dem Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch, Klänge von Instrumentenbauern und Musikern in Bengaluru und Kalkutta sowie Improvisationen von Aubry und Millis auf einem akustischen Grammophon.

Mitwirkende: Gitanjali Dang, Usha Deshpande, Renee Lulam, Farah Mulla, Travelling Archive (Moushumi Bhowmik und Sukanta Majumdar)

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