Le code noir

Le code noir ou recueil des règlements rendus jusqu'à présent: concernant le gouvernement, l'administration de la justice, la police, la discipline & le commerce des nègres dans les colonies françoises et les conseils et compagnies établis à ce sujet (Der schwarze Code oder die Sammlung von Regelungen, die bisher beschlossen wurden: mit Bezug auf die Regierung, die Administration der Justiz, Polizei, der Disziplin & dem Handel von Schwarzen in den französischen Kolonien und den Konzilen und Firmen, die zu diesen Zwecken etabliert wurden), 1742, erschienen im Verlag Prault, Paris, Sammlung Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Installationsansicht, Neue Galerie, Kassel, documenta 14, Foto: Mathias Völzke

Als der monströseste juristische Text der Moderne bezeichnet (Louis Sala-Molins), wurde der Code Noir (Gesetzbuch für Schwarze) von Louis XIV 1685 in Versailles erlassen, um die Bedingungen für die Sklaverei im französischen Kolonialreich festzulegen. In sechzig Artikeln schränkte das Dekret die Aktivitäten der Sklav_innen ein, ordnete den römischen Katholizismus als ausschließlich ausgeübte Religion an und vertrieb Juden und Jüdinnen aus den Kolonien, um die Souveränität Frankreichs zu behaupten und um das blühende Geschäft in der brutalen Zuckerplantagenwirtschaft abzusichern. Eine zweite Fassung wurde 1724 erlassen und in Louisiana ratifiziert.

Gegenüber hängt Emil Ludwig Grimms Gemälde Die Mohrentaufe (1841). Beide Werke bezeugen die zentrale Rolle, die das Christentum als religiöser Arm und Waffe des europäischen Kolonialismus gespielt hat. Die christlichen Missionare boten Erlösung, Bildung und Entwicklung als moralische Alibi an, die als Pforte in die zu kolonisierenden Gemeinschaften dienten, als Legitimation des gewalttätigen kolonialen Unterfangens und der Unterdrückung von Widerstand durch die Kolonisierten gegen den politischen und kulturellen Imperialismus dienten.

Der Code Noir verurteilte Sklaven zu rechtlicher und politischer Nicht-Existenz, um für Gehorsam zu sorgen und um Revolten zu verhindern. Bemühungen zum Schutz der Sklaven wurden nie strikt durchgesetzt, gesetzesbrechende Kolonialherren wurden selten verfolgt. Der Code wurde 1803 von Napoléon Bonaparte dem Code Civil (französisches Bürgerliches Gesetzbuch) hinzugefügt und er blieb nach der erfolgreichen haitianischen Revolte für Unabhängigkeit und der offiziellen Abschaffung der Sklaverei bis 1848 gültig. Philosophen der Aufklärung haben nie auf eine sofortige Abschaffung des Gesetzes gedrängt, sondern haben ein hierarchisiertes Modell für die „Entwicklung der Sklaven aus der Degeneration” hin zu menschlicher Würde vorgeschlagen.

Die Koordinaten des Code Noir, die weit bis in heutige Realitäten reichen, sind tief in die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Sedimente der ehemaligen Kolonien durchgesickert und somit bestimmt er noch heute die rassistische Hierarchien und ihre Gewalt.

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