Akinbode Akinbiyi

Akinbode Akinbiyi, Medina Koura, Bamako (2007), Schwarz-Weiß-Fotografie, 50 × 50 cm

Akinbode Akinbiyi, Passageways, Involuntary Narratives, and the Sound of Crowded Spaces, 2015–17, 48 schwarz-weiße Inkjet-Prints, Installationsansicht, Athener Konservatorium (Odeion), Athen, documenta 14, Foto: Mathias Völzke

Akinbode Akinbiyi, Passageways, Involuntary Narratives, and the Sound of Crowded Spaces, 2015–2017, 48 schwarz-weiße Inkjet-Prints, Installationsansicht, Naturkundemuseum im Ottoneum, Kassel, documenta 14, Foto: Fred Dott

Akinbode Akinbiyi ist, als Fotograf und Dichter, ein Chronist des täglichen Lebens, der sich mehr für das Alltagsleben interessiert als für das Alltägliche – eine Unterscheidung, die sich aus der Faszination des Künstlers für das Sein ergibt: das Sein (menschlicher) Wesen, die Art, wie Menschen Gesellschaften und Räume gestalten, in ihnen navigieren, sich zu ihnen verhalten.

Auf seinen Spaziergängen durch die Straßen von Bamako, Berlin, Kairo, Dakar, Johannesburg, Kinshasa, Lagos und anderen Megastädten – stets in seinem unverwechselbaren, betont langsamen Tempo, stets bewaffnet mit einer zweiäugigen Spiegelreflexkamera der Marke Rolleiflex – erforscht Akinbiyi soziale Strukturen, deckt Verborgenes auf, macht Ungesehenes sichtbar. Sein Interesse gilt den zeitlichen Rhythmen des urbanen und ruralen Lebens, aber auch dem Einfluss, den die Architektur und der Fluss der Stadt auf dieses Leben nehmen.

Akinbiyi richtet seine Aufmerksamkeit auf die Rituale alltäglicher Politik, Spiritualität und Menschlichkeit jenseits der glänzenden Oberflächen konstruierter Identitäten. Er sucht, bewusst oder unbewusst, nach Brüchen in unserem Alltagsleben, nach den vielen Einwürfen, Störungen und Verrenkungen, die es kennzeichnen. Nahezu alles wird in seinen Bildern zu etwas Heiligem und Transzendentem, selbst die trivialsten Augenblicke in Gesellschaft, Politik und Geschichte.

Akinbiyi, 1946 im englischen Oxford als Kind nigerianischer Eltern geboren, ist Straßenfotograf: Sein Atelier sind die Straßen der Welt, durch die er wandert, um ihren Puls zu messen, um das Leiden konfliktbeladener Orte und ihrer Bewohner_innen zu diagnostizieren. Und er ist auf der Suche nach etwas, das, obschon vor langer Zeit verloren, durch und durch vertraut, essenziell, unschuldig ist. Der Künstler selbst beschreibt diesen Prozess so: „In den letzten Jahren habe ich erkannt, dass ich meine Kindheit suche, die Art von Unschuld und Kindlichkeit, die ich hatte, als ich in London und Lagos aufwuchs. Aber ich spüre, dass sie nicht mehr da ist. Wann immer mir solche Augenblicke begegnen – Fragmente dieser verlorenen Unschuld –, mache ich Fotos. Gleichzeitig versuche ich zu verstehen, was in den Städten, die ich dokumentiere, heute vor sich geht.“

Akinbode Akinbiyi ist ein poeticist im Sinne von Paget Henry und seiner Beschreibung des Schriftstellers Wilson Harris in Caliban’s Reason (2000): Sein Interesse an der Wiederherstellung des (postkolonialen) Selbst, des Seins, ist eine wesentliche Voraussetzung für eine Wiederherstellung und Regeneration auf institutioneller Ebene.

— Bonaventure Soh Bejeng Ndikung

Gepostet in Öffentliche Ausstellung
Auszug aus dem documenta 14: Daybook
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