Deutsch    Ελληνικά    English 03.02.2016

Launch von South as a State of Mind #6 [documenta 14 #1], Athen, November 2015, Photo: Stathis Mamalakis

South as a State of Mind #6 [documenta 14 #1]: Vorträge, Lesungen, Gespräche und Screenings im Rahmen des Publikationsprogramms der documenta 14

 

6. Februar 2016, 12:30 Uhr
 

Mit Quinn Latimer und Adam Szymczyk
 

Dhaka Art Summit
at Shilpakala Academy
14/3 Segunbagicha
Segun Bagicha Rd, Dhaka
Bangladesh

und

10. Februar 2016, 18:30 Uhr

Mit Deepak Ananth, Moyra Davey, Natasha Ginwala, Amar Kanwar,

Naveen Kishore, Quinn Latimer und Adam Szymczyk

Harrington Street Arts Centre
8, Ho Chi Minh Sarani
(Gegenüber des Amerikanischen Konsulates, neben ICCR)
Suite No. 5 & 25B, 2. Stock, Kolkata 700071 Indien

 

Eigentum und Enteignung, Entortung und Schulden – die Geschichten, die unsere Gegenwart bestimmen, scheinen untrennbar mit den Geschichten verbunden, die unsere Vergangenheit bestimmt haben. Die erste der vier Sonderausgaben der temporär zum Magazin der documenta 14 umgestalteten Athener Zeitschrift South as a State of Mind, herausgegeben von Adam Szymczyk, Künstlerischer Leiter der documenta 14, und Quinn Latimer, Chefredakteurin der Publikationen, untersucht Formen und Figuren von Entortung und Enteignung sowie die darin aufzuspürenden Praktiken des – ästhetischen, politischen, literarischen, biologischen – Widerstands. In literarischen und visuellen Essays sowie in Gedichten, Reden, Tagebucheinträgen, Gesprächen und künstlerischen Auftragsprojekten befasst sich das Heft mit Enteignung als historischem wie zeitgenössischem Zustand und betrachtet deren Verbindungen zu Archäologie und Stadt, Kolonialität und Performativität, Schulden und Imperialismus, Provenienz und Restitution, Feminismus und Protest.

Zur Vorstellung der ersten Ausgabe des South-Magazins der d14 werden eine Reihe öffentlicher Veranstaltungen in verschiedenen Städten weltweit organisiert, bei denen die disparaten Stimmen aus dem Magazin mit externen Positionen ins Gespräch gebracht werden. Nach den ersten Auftaktpräsentationen in Athen, Kassel und Berlin begibt sich South nach Bangladesch und Indien, für zwei aufeinanderfolgende Veranstaltungen: am 6. Februar in Dhaka und am 10. Februar in Kalkutta.

Auf dem Dhaka Art Summit der Bangladesh Shilpakala Academy werden Adam Szymczyk und Quinn Latimer eine Auswahl an Texten aus der ersten von ihnen verantworteten Nummer von South vortragen und kommentieren sowie einen Ausblick auf die kommenden Ausgaben geben, die sich mit Vorstellungen von Sprache und Ökologie, Postkolonialismus und Neoklassizismus sowie mit den komplexen Beziehungen zwischen pädagogischen, performativen und politischen Prozessen beschäftigen werden.

In das Harrington Street Arts Centre in Kalkutta hat die documenta 14 den Gründungsdirektor von Seagull Books Naveen Kishore, den Autor und Kunsthistoriker Deepak Ananth, die Künstlerin Moyra Davey sowie den Künstler Amar Kanwar eingeladen, gemeinsam mit Natasha Ginwala, Quinn Latimer und Adam Szymczyk einen Abend mit Vorträgen, Lesungen, Gesprächen und Screenings zu gestalten, in denen Literatur als kritische Kunstpraxis sowohl im spezifischen Kontext Bengalens als auch im Kontext des globalen Südens allgemein untersucht wird. 

Der in Paris lebende Deepak Ananth hat sich in seinen Veröffentlichungen ausführlich mit Künstlern, die in Indien und Europa arbeiten beschäftigt. Er hat deren jeweilige Bildsprache in Bezug auf verortete Sozialgeschichten, internationale Rezeption und individuelle Poetiken untersucht. Die Künstlerin und Autorin Moyra Davey untersucht in ihren Arbeiten – Drucke, Fotografien und Filme – die Intertextualität, das Reisen als Zitieren sowie persönliche Ephemera in literarischen wie visuellen Formen des Austauschs, die als Erinnerungsübergänge zwischen öffentlichen und privaten Räumen fungieren. Der in Kalkutta lebende Verleger Naveen Kishore ist ein Pionier des unabhängigen Verlagswesens in Indien, er publiziert international bekannte Autoren sowie die wichtigsten Literaten, Theoretiker und Historiker Bengalens. Seine langjährige Korrespondenz mit zahlreichen Autoren wird in einer Reihe von Lesungen präsentiert. Der Filmemacher und Künstler Amar Kanwar setzt Film als strukturelles Verfahren ein, um Geschichten von Gewalt und Trennung zu erzählen sowie Netzwerke des Aktivismus, die Poesie der Vertriebenen und die andauernden Kämpfe um eine demokratische Gesellschaft in Südasien einzubeziehen. Er wird über den Kontext und Rezeption seiner Arbeit The Lightning Testimonies (2007) sprechen, die erstmals auf der documenta 12 und dann 2015 im Assam State Museum gezeigt wurde – eine Zusammenarbeit mit der KNMA und der Frauenrechtsorganisation North East Network.

Die Zeitschrift South as a State of Mind wurde 2012 von Marina Fokidis in Athen gegründet. South der documenta 14 versteht sich als Ort der Recherche, der Kritik, der Kunst und der Literatur, der parallel zur Vorbereitung der Ausstellung entsteht und dabei helfen soll, deren Anliegen und Ziele zu definieren und zu formulieren. Als solches ist das Magazin eine Manifestation der documenta 14, anstatt ein diskursiver Apparat zu sein, der lediglich die in der endgültigen Ausstellung behandelten Themen angekündigen würde. Schreiben und Publizieren sind, in all ihren Formen, integraler Bestandteil der documenta 14, und das Magazin steht für diesen Prozess.

Durch diese Kollaboration mit der documenta 14 führt die Seagull Foundation for the Arts ihre vielseitige Rolle bei der aktiven Unterstützung und Verbreitung von Kunst- und Kulturpublikationen sowie kritischer Theorie fort. Gastgeber der Auftaktveranstaltung ist das Harrington Street Arts Centre, mit dem Seagull bereits mehrere Veranstaltungen und Ausstellungen organisiert hat, unter anderem eine Einzelausstellung von K. G. Subramanyan mit dem Titel Sketches, Scribbles, Drawings, die demnächst eröffnen wird. 

 

                                   Biografien

Deepak Ananth ist Kunsthistoriker, Kritiker und Kurator und lebt in Paris. Er studierte am Courtauld Institute of Art, University of London und lehrt derzeit an der École des Beaux-Arts in Caen. Zu seinen kuratorischen Projekten zählen Ausstellungen zeitgenössischer französischer Kunst, französischer Malerei des 19. Jahrhunderts, des Surrealismus sowie zeitgenössischer indischer Kunst, darunter Indian Summer, die erste umfassende Präsentation zeitgenössischer indischer Kunst in Europa, die 2005 an der École des Beaux-Arts in Paris gezeigt wurde. Ananth hat zahlreiche Texte über moderne und zeitgenössische europäische und indische Künstler verfasst.

Moyra Davey ist Schriftstellerin, Fotografin und Filmemacherin und lebt in New York. Sie wurde 1958 in Toronto geboren und erwarb 1988 ihren MFA an der University of California, San Diego, bevor sie am Independent Study Program des Whitney Museum of American Art, New York, teilnahm. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert, unter anderem im Fogg Art Museum, Harvard University, Cambridge (2008), in der Kunsthalle Basel (2010) und im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2014). Zuletzt war sie in der Gruppenausstellung Photo-Poetics: An Anthology im Solomon R. Guggenheim Museum, New York (2015), zu sehen.

Natasha Ginwala ist Kuratorin, Wissenschaftlerin und Autorin. Sie ist Kuratorin der 2017 stattfindenden 8. CONTOUR Biennale. Zu ihren jüngeren Projekten zählen My East Is Your West für die 56. Biennale Venedig und Corruption: Everybody Knows … im Rahmen des Projekts SUPERCOMMUNITY des e-flux journal. Sie war Mitglied des künstlerischen Teams der 8. Berlin Biennale (2014); von 2013 bis 2015 leitete sie gemeinsam mit Vivian Ziherl das kuratorische Projekt Landings, das unter anderem im Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam, und in der David Roberts Art Foundation, London, präsentiert wurde. Sie ist Kuratorische Beraterin der documenta 14.

Amar Kanwar ist Künstler und lebt in Neu-Delhi, wo er 1964 geboren wurde. Er studierte Film am A.J.K Mass Communications Research Centre der Jamia Millia Islamia University, Neu-Delhi, wo er seine künstlerische Arbeit mit Dokumentarfilmen und Mehrkanal-Installationen begann. Sein Werke wurden in Einzelausstellungen in der Renaissance Society, Chicago (2003), im Haus der Kunst, München (2008), und im Fotomuseum Winterthur (2012) gezeigt. Eine Retrospektive seiner filmischen Arbeit war 2012 auf dem 5. International Documentary and Short Film Festival in Kerala zu sehen. Im Jahr 2000 erhielt Kanwar das MacArthur Fellowship in Indien, 2005 den Edvard Munch Award for Contemporary Art. Kanwar war Teilnehmer der 11., 12. und 13. Ausgabe der documenta in Kassel. 

Naveen Kishore wurde 1953 geboren, studierte Anglistik und arbeitete in den 1970er Jahren als Lichtgestalter in Kalkutta, bevor er dort 1983 den Verlag Seagull Books gründete. Zunächst auf Kunst, Theater und Film sowie auf Kulturwissenschaften und Philosophie konzentriert, verlagerte sich der Schwerpunkt des Programms zunehmend auf Belletristik und Dichtung. Der Verlag vertritt die weltweiten Rechte für englischsprachige Ausgaben der Werke von Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Yves Bonnefoy, Paul Celan, Mahasweta Devi, Hans Magnus Enzensberger, Peter Handke, Imre Kertész, Mo Yan, Jean-Paul Sartre und vielen anderen. 2011 gründete Kishore die Seagull School of Publishing. 2013 erhielt er die Goethe-Medaille.

Quinn Latimer wurde in Kalifornien geboren und lebt als Dichterin und Kritikerin in Basel und Athen. Zu ihren Publikationen zählen Rumored Animals (Dream Horse Press, 2012), Sarah Lucas: Describe This Distance (Mousse Publishing, 2013) und Film as a Form of Writing: Quinn Latimer Talks to Akram Zaatari (Wiels, 2014). Ihre Texte und Lesungen wurden an zahlreichen Orten präsentiert, unter anderem in den Serpentine Galleries sowie der Whitechapel Gallery, London, in der Kunsthalle Zürich und auf der Architektur-Biennale Venedig. Sie ist Chefredakteurin der Publikationen der documenta 14.

Adam Szymczyk ist Künstlerischer Leiter der documenta 14. Er studierte Kunstgeschichte an der Universität Warschau und nahm in den 1990er Jahren am Kuratorischen Programm des De Appel, Amsterdam, teil. Von 2003 bis 2014 war er Direktor und Chefkurator der Kunsthalle Basel, 2008 gemeinsam mit Elena Filipovic Ko-Kurator der 5. Berlin Biennale. Er war Mitbegründer der Foksal Gallery Foundation in Warschau, für die er von 1997 bis 2003 als Kurator tätig war. 2011 erhielt er den Walter Hopps Award for Curatorial Achievement der Menil Foundation, Houston.

 

Die Veranstaltungen werden mit den Goethe Instituten sowie Deutschen Botschaften in Dhaka und Kolkata organisiert und von der Samdani Art Foundation unterstützt.

 

Mit Unterstützung von: