Symphony of Resonances
von O+A (Bruce Odland/Sam Auinger)

JUL
14
16–22 Uhr: Galeriuspalast (Navarino Platz), 21–23 Uhr: Rotunde
Thessaloniki
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Ears (Attica, 100 BC–400 AD), courtesy Museumslandschaft Hessen Kassel, photo: Ute Brunel; and graphic design from GORN Magazine, 1923, courtesy Central Research Library of the Theatre Union, Moscow. Image design, Zbynek Baladran, 2017

Arseni Awraamows Symphonie der Sirenen (1919–1923) ist eine Klanglegende, ein gigantisches öffentliches Ereignis, das sich unmöglich aufzeichnen oder übertragen ließ. Textpartituren und einige Artikel, die ihr Schöpfer – ein exzentrischer Autor, Komponist, Forscher und Erfinder – verfasst hat, sind alles, was davon übrig blieb. Symphonie der Sirenen ist eine geschönte Übersetzung des ursprünglichen Titels Symphonie für Fabriksirenen, der sich auf dampfbetriebene Zeitmesser aus dem modernen Industriezeitalter bezieht. Awraamow war fasziniert vom Lärm der Zukunft und setzte sämtliche, ihm zugänglichen „modernen“ Klänge ein, von Kriegsschiffen, Artillerie, Kanonen, über Lokomotiven bis hin zu Flugzeugen, die ganze Städte in enorme Musikinstrumente bzw. gigantische Orchester verwandelten, die er selbst von Telegrafenmasten aus dirigierte. Die Symphonie wurde zur Feier der Oktoberrevolution von 1917 konzipiert und sollte so viele „moderne“ Klänge wie möglich mit Leidenschaft erzeugen.

Heute entscheiden wir uns für ein zuhören. Nahezu einhundert Jahre später reflektieren O+A über Awraamows futuristische Klänge, wie sie der Gegenwart anverwandelt sind, indem wir unseren von Maschinen beherrschten Klanglandschaften zuhören und sie stimmen. Das Interesse an der Geschichte von Lärm/Klang und Stille ist Teil der Praxis dieser Künstler, die die Klangorte von Thessaloniki und ihre Geräuschkulisse und Lautspähren erforschten. Ihre Symphony of Resonances besteht aus drei Teilen.

Freitag, 14. Juli 2017
Symphony of Resonances
von O+A
16–22 Uhr, Rotunde und Galeriuspalast

Prelude, Tuning the Ruins
Auf dem Navarino Platz, wo römische Ruinen von dicht gepackten, engstehenden Wohnblöcken aus den 1960er und 1970er Jahren umgeben sind, findet das Präludium statt. O+A setzen diese gebaute Umgebung als ihren „Resonanzraum“ ein und aktivieren so die Ruinen des Galeriuspalastes mit den Geräuschen des heutigen Thessaloniki, die durch ihre „Stimmröhre“ auf harmonische Proportionen reduziert werden. Wir hören die harmonisch abgestimmten „modernen“ Laute: Schallwellen vom Verkehr, von Flugzeugen, Motorrädern und dem ganzen Gewimmel an Aktivitäten, das heutige Großstädte erzeugen.
Ton – Thomas Koch

Requiem for the Extraction Economy
Performance für Sopran-, Mezzosopran-, Tenor- und Bass-Solostimmen, sowie dem Achtkanal-Orchester der Städte
21 Uhr, Rotunde des Galerius

Die Rotunde ist eines der wenigen Gebäude, die den großen Brand von Thessaloniki im Jahr 1917 nahezu unbeschadet überstanden haben. Sie diente bereits als Mausoleum, als Kirche und als Moschee und ist exemplarisch geeignet, die menschliche Stimme nachklingen zu lassen, sei es im Gesang oder im Skandieren von heiligen Texten. In diesem Raum wird sich das Spektrum von vier genau aufeinander abgestimmter, und menschlicher Stimmen einen dramatischen Kampf mit den aufgezeichneten Resonanzen der Stadt liefern.
Vokalisten: Sarah Chalfy – Sopran, Hai-Ting Chinn – Mezzosopran, Christopher Sokolowski – Tenor, Mark Sans Uhleman – Bass.
Ton – Mark Fuller
Orchester der Städte – Sam Auinger, Dirigent – Bruce Odland

15. Juli – 17. September 2017
Coda
von O+A
Staatliches Museum für Zeitgenössische Kunst

Die Coda wird im Staatlichen Museum für Zeitgenössische Kunst gespielt, wo die Sammlung Costakis der russischen Avantgardekunst beheimatet ist, eines der bemerkenswertesten Beispiele von Migrationen der Moderne. Aufgebaut wurde die Sammlung von George Costakis zu einem Zeitpunkt, da die Avantgarde in der Sowjetunion verboten war. Teil der Sammlung ist seltenes Archivmaterial zu den musikalischen Experimenten der Avantgardekünstler. Die Coda von O+A wird bis zum 17. September in dem Museumsraum nachhallen, der Tag an dem die Ausstellung der documenta 14 in Kassel endet.


Über O+A
Seit dreißig Jahren lauschen O+A den Klängen der Moderne in Städten um die ganze Welt und zeichnen diese auf. Sie sind der Überzeugung, dass wir uns nicht verstehen werden, ehe wir nicht unseren Lärm verstehen. In den 1990er Jahren begannen sie „Stimmröhren“ (tuning tubes) zu verwenden, um die Laute der Stadt in Harmonien zu transformieren und so musikalische Informationen in den Klängen des Alltags aufzuspüren. Bald wurde ihnen bewusst, dass sie der Musik des Menschenschwarms lauschen, den Rhythmen des Berufsverkehrs und dem Pulsschlag der Wirtschaft.

Kuratoren: Elena Sorokina und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung

Organisation
documenta 14 | Stadtgemeinde Thessaloniki – Abteilung für Kultur und Tourismus | Staatliches Museum für Zeitgenössische Kunst | Artecitya, Goethe-Institut Thessaloniki | Artecitya, Helexpo | ArtBOX Creative Arts Management

Unterstützt wird dieses Programm von
General Directorate of Antiquities and Cultural Heritage – Ephorate of Antiquities,Thessaloniki | Bundeskanzleramt Österreich | Kulturland Oberösterreich | Mid Atlantic Arts Foundation (MAAF) | Programm Kreatives Europa, Europäische Kommission

Gepostet in Öffentliche Ausstellung