Bia Davou

Bia Davou, Sails, 1981, Stoff, Sammlung Nationales Museum für Zeitgenössische Kunst, Athen (EMST), Installationsansicht, ANTIDORON. Die Sammlung des EMST, Fridericianum, Kassel, Foto: Nils Klinger

In den späten 1960er Jahren nahm Bia Davou eine serielle Methode als Organisationsprinzip für ihre künstlerische Praxis auf. Indem sie Kybernetik, Mathematik, den homerischen Mythos von den Reisen des Odysseus und Penelope, die an ihrem Schleier webt, Dichtung, aber auch persönlich erfahrene Tragödie zusammenführte, schuf sie einen einzigartigen Werkkomplex. Ihre künstlerische Praxis beruhte auf akribischen und arbeitsaufwendigen Herangehensweisen, wobei Handarbeit und industrielle Herstellung grundlegend waren: sie druckte Schaltkreise auf Kupfer- und Bakelitplatten, schuf Zeichnungen auf Millimeterpapier und Installationen aus Bündeln dreieckiger Stoffe, die an Segel erinnerten und mit homerischen Versen und mathematischen Sequenzen bestickt waren.

Serial De-re-structures, eine Arbeit, die aus 367 Zeichnungen besteht, die über den Zeitraum eines Jahres und mit mindestens einer Zeichnung pro Tag entstanden, kann als Kulmination ihrer Arbeit begriffen werden. Indem sie das Diktum „nulla dies sine linea“ (kein Tag ohne einen Strich) Wirklichkeit werden ließ, rekonstruierte und dekonstruierte Davou in dialektischer Bezugnahme auf die homerischen Begriffe „Nostos“ und „Thanatos“ (Rückkehr und Tod) sprachliche und bildhafte Elemente ihres visuellen Vokabulars als Übertragungen der Existenz.

Gepostet in Öffentliche Ausstellung