Chryssa

Chryssa, Cycladic Books, 1957, Gips, 20 Arbeiten, Sammlung Nationales Museum für Zeitgenössische Kunst, Athen (EMST), Installationsansicht, ANTIDORON. Die Sammlung des EMST, Fridericianum, Kassel, Foto: Mathias Völzke

Chryssa, Cycladic Books, 1957, Gips, 20 Arbeiten, Sammlung Nationales Museum für Zeitgenössische Kunst, Athen (EMST), Installationsansicht, ANTIDORON. Die Sammlung des EMST, Fridericianum, Kassel, Foto: Mathias Völzke

Seit Beginn ihrer Karriere hat Chryssa ihrem Gespür für Verallgemeinerungen gehorcht: die Cycladic Books stellen an sich bereits ein Gesamtwerk dar, bilden ihren eigenen Selbstzweck. Es war die Begegnung mit New York, der Schock, der den unmittelbaren Ausgangspunkt bildete: 1957 traten die Cycladic Books ans Licht. Es sind Reliefs in Gips, in ihrer Bilddimension T-förmig und dem Einschlag der Innenfalte eines Verpackungskartons ähnlich. Diese Innenfalte des Kartons produzierte, sobald sie gegossen wurde, ein sauberes und stilisiertes Relief, wie es für kykladische Bildhauerei typisch ist. Chryssa hatte eine intuitive Vision eines solchen Tableaus, das auf ein kykladisches Gesicht verwies (die horizontal verlaufende Falte suggeriert Augen und Augenbrauen, der vertikal verlaufende Rücken eine Nase), als sie auf den Boden einer dieser zahllosen Kartons blickte, die so symptomatisch für unsere Konsumgesellschaft sind.

Die Cycladic Books sind nicht mit Diskurs beladen. Sie bleiben „unbeschriftet“.

Abgesehen von der ihnen innewohnenden Schönheit, faszinieren die Objekte auch durch den klar umrissenen, unabänderlichen und axiomatischen Aspekt ihrer Anwesenheit. Chryssas erste Arbeit ist bereits eine vollständige und schlägt ein totales Bild vor, einen schlüssigen Prozess.

Aus Pierre Restany, Chryssa (New York 1977; Harry N. Abrams, Inc.)

Gepostet in Öffentliche Ausstellung