Amrita Sher-Gil
(1913–1941)

Amrita Sher-Gil, Self-Portrait as a Tahitian, 1934, Öl auf Leinwand, Sammlung Vivan und Navina Sundaram
, Installationsansicht, Neue Galerie, Kassel, documenta 14, Foto: Mathias Völzke

In Self-Portrait as a Tahitian setzt Amrita Sher-Gil ihren Körper als Zitation ein. Eines der beeindruckendsten Selbstporträts ihres kurzen Lebens stellt eine implizite Chronik von Sher-Gils biografischem Hintergrund dar: das Kind eines Sikh-Aristokraten und einer Ungarin. Das Bild entstand ein Jahr nach dem Ende ihres Studiums an der École des Beaux-Arts in Paris. In einer situativen Verlegung von Paul Gauguins repräsentativem Anspruch auf „exotischer Sexualität“ in den Südseeinseln und der Migration orientalischer Formen in die europäische Kunst wird uns ein veränderter Rahmen vorgehalten: Anstatt die harmlose Muse zu spielen, nimmt die Künstlerin die Rolle des Subjekts wie auch des Autors an und durchbricht den Blick des weißen Kolonialismus. Während ihrer späteren Lebensjahre, die sie auf ihrem Familiensitz in Nordindien und einem längeren Aufenthalt in Ungarn (1938/1939) verbrachte, malte Sher-Gil intime Szenen des ländlichen Alltagslebens, Gebirgslandschaften, örtliche Zeremonien und Tiere in überschwänglichen Farben, die zugleich von Brueghels ländlichen Lebens wie auch von den Traditionen der Miniaturmalerei der Mughal und Pahari inspiriert sind, aber auch von Eindrücken komplementiert werden, die sie bei Besuchen der historischen Monumente in den Höhle von Ajanta und Ellora gewonnen hat.

Gepostet in Öffentliche Ausstellung