Antonio Vega Macotela

Antonio Vega Macotela, Study of Exhaustion, no. 1: The Equivalence of Silver (2012), Koka--Asche und Silber, ca. 3 × 4 × 6 cm, courtesy Amparo Museum Collection, Puebla, Mexico

Antonio Vega Macotela, The Mill of Blood, 2017, Stahl, Holz, Glas, Westpavillon (Orangerie), Installationsansicht, Kassel, documenta 14, Foto: Liz Eve

Ich sehe an seinem Gesicht, dass er fix und fertig ist. Er ist die ganze Nacht in seinem Atelier auf und ab gegangen und hat seinen eigenen Schweiß gesammelt, den er in Fläschchen für sein Projekt Studies of Exhaustion aufbewahren möchte. Sein Atelier an der Rijksakademie ist, soweit ich es am Computerbildschirm erkennen kann, vollkommen leer. [Mexiko-Stadt–Amsterdam, September 2012]

Exchanges 87, 89 und 91–97 (2008), Tusche auf Papier, je 28 × 26,6 cm
„El picos“ beauftragte den Künstler, das Haus seiner Schwiegermutter zu suchen und so den Aufenthaltsort seiner Kinder zu finden. Für jeden Versuch des Künstlers, den Ort aufzuspüren, ging „El picos“ in seiner Zelle umher und zählte dabei seine Schritte.

[Aus der Serie „Time Divisa“]

Gebrochener Arm. Seine Schulter scheint vorzustehen, aber sie können nichts dagegen tun. [Mexiko-Stadt, 2009–2011]

Ich wusste, er musste irgendwann zwischen September und Dezember 2012 nach Bolivien, zu den Minen von Potosí. Einige Monate später sandte er mir ein paar Notizen aus einer Anleitung zum Bau von Maschinen, die er in einer lokalen Bibliothek gefunden hatte:

*Mühle: aus Holz gefertigte Maschine zum Laminieren der Silber- und Goldbarren oder um diese für die Produktion von Münzen dünner zu machen; bestehend aus einem Rad, Lampen und den erforderlichen Mechanismen, um die durch Kraft – Wasser, Wind, Dampf oder sonstige mechanische Mittel – hervorgerufene Bewegung zu übertragen des Blutes: die durch tierische oder menschliche Kraft erzeugte Bewegung, die die Mühle oder Maschine in Bewegung setzt Fußnote: Prolog zu Molinos de Sangre: Casa Real de Moneda Circular (Potosí, 1998).

Ich denke, Vega Macotela war so müde, weil er von allen als der Künstler erkannt wurde, der für sein Projekt „Time Divisa“ mit den Insassen des Gefängnisses Santa Martha Acatitla seine Zeit getauscht hatte. „Sie verschlingen meine gesamte Zeit und ich bin erschöpft.“ [Zeit und Ort unbekannt]

Am Mittwoch, 11. September 2013, schrieb Kerry A. Doyle:

Hi Antonio,
welche Art von Knochen verwendest du für die Mühle? Menschliche? Tierische? Von welchen Tieren? Sind sie ein integraler Bestandteil der Arbeit? Wie kompliziert wäre es, die Silberteile ohne die Knochen zu versenden und die Knochen bei deiner Ankunft in El Paso zu ersetzen? Ich glaube nicht, dass sie durch den Zoll kommen.
GLG kd

„Wir bitten Sie nur um eine einzige Sache: dass Sie den ganzen Arbeitstag mit uns in der Mine verbringen. Sie können unsere Koka-Boleos nehmen und damit tun, was immer Sie möchten.“ [Potosí, Bolivien, irgendwann Ende 2012]

Die Silberschmiede arbeiten seit Monaten an einer maßstabgetreuen Replik der Molino de Sangre in Potosí. Sie hat einen Durchmesser von 25 Zentimetern. Sie funktioniert nicht, sie bewegt sich nicht. [Puebla, Mexiko, März–Dezember 2012]

Vega Macotela, geboren 1979 in Mexiko-Stadt, kommt zu spät zum Stipendientreffen. Er trägt einen Mundschutz, da er befürchtet, sich mit H1N1 anzustecken. [Mexiko-Stadt, März 2009]

Von: José Antonio Vega Macotela
Datum: Mittwoch, 19. September 2013, 14.51 Uhr

Hallo an alle! Es handelt sich um Kuhknochen und die vier Pferde des Karussells von Molino de Sangre/The Mill of Blood sind daraus gefertigt. Die Pferde sind extrem wichtig. Ich suche nach Möglichkeiten, die Knochen herauszulösen und gesondert mitzubringen, um sie dann im Rubin Center rasch wieder zusammenzufügen. Ich muss die Zeit dafür finden.

Ohne besonderen Grund reißt der Schriftwechsel zwischen uns für eine Weile ab. Zwei Jahre später schreibt er mir, um von der documenta zu erzählen. The Mill of Blood wird dort in Übergröße nachgebaut. „Die Münzen sind Monumente im Taschenformat“, fügt er hinzu. [Mexiko-Stadt, September 2016]

— Ruth Estévez

Gepostet in Öffentliche Ausstellung
Auszug aus dem documenta 14: Daybook